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Berlin/Hannover (epd). Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, zieht eine positive Halbzeitbilanz des Jubiläumsjahres. "Dieses Mal wird international und nicht deutschnational gefeiert", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Konzept sei "nicht konfessionalistisch, sondern ökumenisch".

Angesichts ökumenischer Annäherung sollten die bleibenden Unterschiede zur katholischen Kirche aber nicht geleugnet werden, sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende und ehemalige hannoversche Landesbischöfin. "In der konfessionellen Differenz liegt auch eine kreative Kraft", sagte die Theologin. "Eine Einheitskirche fände ich genauso langweilig wie eine Einheitspartei."

Die Theologin benannte das Papsttum, die Marienverehrung sowie das Verständnis von Kirche und Abendmahl als bleibende Differenzen. Im Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum müsse es den Protestanten darum gehen, "die richtige Balance zu finden zwischen ökumenischer Ausrichtung einerseits und klarer evangelischer Grundhaltung andererseits".

Im ersten Halbjahr des Jubiläumsjahres standen zahlreiche Veranstaltungen im Zeichen des ökumenischen Miteinanders. So gab es einen Versöhnungsgottesdienst von Katholiken und Protestanten in Hildesheim und die feierliche Verleihung der Luthermedaille an Kardinal Karl Lehmann bei der Eröffnung des Festjahres am 31. Oktober in Berlin. Gleichzeitig feierte der Lutherische Weltbund mit Papst Franziskus einen Gottesdienst im schwedischen Lund. Zuvor waren die Spitzen von EKD und Deutscher Bischofskonferenz schon eine Woche lang auf einer Pilgerreise im Heiligen Land.

Der Höhepunkt des Reformations-Jubiläumsjahres, das noch bis Ende Oktober gefeiert wird, ist ein Gottesdienst am 28. Mai in Wittenberg, bei dem bis zu 200.000 Menschen erwartet werden. Er ist zugleich Abschluss des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der ab dem 24. Mai in Berlin stattfindet, und von sechs regionalen Kirchentagen in Mitteldeutschland. "Es gibt eigentlich gar keine Entschuldigung, als evangelische Christin oder als evangelischer Christ am 28. Mai nicht dabei zu sein", sagte Käßmann. "Das ist ein 500-Jahres-Ereignis, das kommt nicht wieder."

Käßmann riet zu Gelassenheit im Umgang mit den vielen Souvenirs und Luther-Devotionalien im Jubiläumsjahr. "Die Kritik kommt ja gerade von solchen Leuten, die ansonsten sagen, Evangelische seien humorlos", sagte Käßmann. Martin Luther selbst habe aber gesagt, das Evangelium könne nur mit Humor gepredigt werden. Der große Verkaufserfolg der Playmobil-Figur des Reformators zeige, dass "Luther in der Mitte der Gesellschaft angekommen" sei.

Käßmann äußerte die Hoffnung, dass von dem Jubiläum ein Signal der Ermutigung ausgeht. "Wir werden Besuch bekommen von Christinnen und Christen aus der ganzen Welt, die ganz andere Sorgen haben", sagte sie. "Das sollte uns in Deutschland aufrütteln, nicht so viel Angst vor der Zukunft zu haben." Sie wäre sehr glücklich, "wenn sich Menschen ermutigt fühlten, in die Kirche einzutreten oder ihre Kinder taufen zu lassen".

Die 58-jährige Ex-Bischöfin bekräftigte ihre Absicht, im kommenden Jahr in den Ruhestand zu gehen. "Mit Abstrichen bei der Rente ist das mit 60 möglich", kündigte sie an. Sie werde sich ab Mai 2018 zurückziehen und in Ruhe überlegen, was sie danach mache.