Hannover (epd). Taufen von muslimischen Asylbewerbern sind aus Sicht des evangelischen Pastors Dietmar Dohrmann ein Zeichen von Integration. Viele Menschen hätten in Ländern wie dem Iran oder Afghanistan nur Terror und Unterdrückung erfahren, sagte der Theologe im epd-Gespräch. "Hier kommen sie in eine demokratische Gesellschaft und öffnen sich dem auch." Dohrmann tauft in seiner Kirche in Hannover jährlich zwischen 15 und 20 Konvertiten, meist Iraner.
Die nach Pfingsten entbrannte Diskussion um den Fall eines afghanischen Flüchtlings, der vor Jahren zum Christentum übergetreten war und am Wochenende in Bayern einen fünfjährigen Jungen ermordet hatte, könne er nicht nachvollziehen, sagte der Pastor: "Der Mord war nicht religiös motiviert und hat mit seiner Konversion erst einmal nichts zu tun."
Schlepperbanden, die organisiert und ohne Vorbereitung Taufen veranstalten, lehnt er strikt ab, betonte Dohrmann. "Wir müssen als Kirchen schauen, dass wir jeden Fall prüfen." Er selbst fordere Taufbewerber zunächst auf, das Gemeindeleben für mehrere Monate kennenzulernen. "Ich taufe nur jemanden, der sich zur Gemeinde hält und mitmacht." Auch im anschließenden dreimonatigen Taufkurs merke er schnell, ob jemand Lust habe oder nicht. "Taufe ohne Taufkurs gibt es bei uns nicht." Die Menschen, die er in den vergangenen zwei Jahren getauft habe, beteiligten sich "aus vollem Herzen" in der Gemeinde.
Für die meisten seiner Täuflinge verbessere eine Taufe natürlich die Aussicht auf Asyl in Deutschland, sagte der Pastor. "Wenn ein Muslim zum Christentum konvertiert, steht darauf die Todesstrafe, und die wird im Iran auch vollstreckt." Die Gefahr von erschlichenem Asyl sieht Dohrmann nicht. Viele Taufanwärter hätten bereits eine "Bekehrungsgeschichte" hinter sich, wenn sie nach Deutschland kämen.
Der Islam werde im Iran vor allem als Staatsreligion wahrgenommen und mit Überwachung und Repression verbunden, erläuterte der Theologe. Etwa eine dreiviertel Million Menschen wende sich dort im Untergrund dem Christentum zu. "Gerade Frauen erleben das Christentum als Befreiung." Ab und an ließen sich sogar Iraner, die auf Verwandtenbesuch in Deutschland seien, aus Überzeugung taufen und flögen in den Iran zurück. "Das muss dann sehr geheim gehalten werden."