Sie fahren bei jedem Wetter raus, auch bei größtem Sturm: Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger haben im vergangenen Jahr erneut vielen Menschen Hilfe in teils größter Not gebracht.
Cuxhaven (epd). Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war vergangenes Jahr in 2.140 Fällen an Nord- und Ostsee im Einsatz und damit fast so oft wie 2018. Dabei haben die Besatzungen der rund 60 Rettungskreuzer und -boote fast 3.400 Menschen Hilfe geleistet, bilanzierte die Gesellschaft am Dienstag in Cuxhaven. Allein mehr als 350 von ihnen wurden aus Seenot gerettet oder aus teils großen Gefahren befreit. Zu den dramatischsten Seenotfällen zählte im Mai ein Einsatz vor der Küste des niedersächsischen Wangerlandes.
Dort war eine Segeljacht auf der Außenjade gekentert. Die Seenotretter brachten drei der vier Besatzungsmitglieder lebend an Land. Einer 49-jährigen Frau konnten sie nicht mehr helfen - ihre sofortige Wiederbelebung blieb erfolglos. Die Hilfe für Segler und Angler gehört schon seit vielen Jahren zu den typischen Rettungseinsätzen der DGzRS. Oft wurden vergangenes Jahr auch kranke oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland gebracht.
Einen ungewöhnlichen Einsatz bewältigten Freiwillige der Seenotretter mit ihrem Boot auf dem Achterwasser von Usedom, als sie im August einen fahrenden Heißluftballon in Schlepp nahmen. Auf diese Weise ersparten sie dem Ballon-Piloten und seinen vier Gästen wohl eine Notwasserung.
Einen knappen Monat zuvor im Juli war die DGzRS für Altbundespräsident Joachim Gauck unterwegs, der auf der Ostsee mit einem kleinen Segelboot im Flachwasserbereich des Saaler Bodden gekentert war. Seenotretter der Station Wustrow brachten ihren ehemaligen Schirmherren in einer undramatischen Rettungsaktion sicher an Land.
Die meisten Einsätze (1.279) liefen an der Ostseeküste. Seit der Gründung vor 155 Jahren haben die ausschließlich aus Spenden finanzierten Seenotretter so laut eigener Statistik insgesamt mehr als 85.000 Menschen Hilfe gebracht.
Um die Flotte zu modernisieren, wurden im abgelaufenen Jahr in Schilksee, Wilhelmshaven, Breege und Horumersiel vier neue Rettungsboote in Dienst gestellt. Fünf weitere Einheiten für die Stationen Puttgarden, Norddeich, Travemünde, Ueckermünde und Borkum sollen in diesem Jahr folgen. Dazu kommt erstmals ein eigenes Trainingsschiff. Nach 35 Jahren soll wieder ein Seenotrettungskreuzer den Namen «Hamburg» tragen. Er ist für die Station Borkum vorgesehen. Das Spezialschiff wird am 19. April an der Elbphilharmonie in Hamburg getauft.
Neue Seenotretter-Botschafterin ist die NDR-Moderatorin und Reporterin Anke Harnack. Sie übernahm das Ehrenamt von ihrem Vorgänger Bernd Flessner. Der Surfprofi sagte, er wisse, wie es sei, bei Sturm zu surfen: «Aber mit einem Seenotrettungskreuzer bei jedem Wetter, bei Nacht oder im Nebel auszulaufen, um andere zu retten, ist eine ganz andere Nummer.»