Oldenburg/Uelzen (epd). Die Nöte der Angehörigen von Straftätern werden nach Ansicht der Sozialpädagogin Gabriela Bosche zu wenig wahrgenommen. Der Blick der Öffentlichkeit sei meist auf den Täter und die Tat gerichtet, sagte die Beraterin der Anlaufstelle für Straffällige der Diakonie Oldenburg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Die Angehörigen geraten wie auch die Opfer von Verbrechen leider oft aus dem Blick.» Die Angehörigen stünden zwar nicht vor Gericht und würden nicht wegen der Taten verurteilt, weil sie ja nichts damit zu tun hätten. «Aber dennoch müssen sie mit den Folgen leben.»
Betroffen seien in der Regel Frauen, erläuterte Bosche, die auch die Familien berät. «Diejenigen, die unsere Hilfe suchen, trifft die Inhaftierung des Partners oder Sohnes oft aus heiterem Himmel. Sie konnten sich gar nicht darauf vorbereiten, dass er in Haft kommt.» Die Angehörigen hätten oft finanzielle Sorgen, bei denen es aber Hilfe geben könne. «Je früher Angehörige von einer bevorstehenden Haft erfahren, umso besser können sie sich vorbereiten», sagte Bosche. «Sie wissen dann schon, dass der Verdienst des Mannes wegfällt. Dann können sie zum Beispiel frühzeitig finanzielle Hilfen wie Bürgergeld beantragen.»
Noch belastender sei aber oft die emotionale Lage der Frauen, betonte die Beraterin. «Sie haben Sorge um den Partner und die Situation ihrer Kinder. Scham spielt eine große Rolle.» Zum Teil verheimlichten die Frauen dann, wo sich der Mann tatsächlich aufhalte, auch aus Angst vor Stigmatisierung und um ihre Kinder zu schützen. «Sie haben selbst kein Unrecht begangen und müssen sich für die Tat eines anderen erklären. Dem versuchen viele aus dem Weg zu gehen.»