Hannover/Gütersloh (epd). Die Corona-Krise verschärft einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge die Kinderarmut. Eltern von benachteiligten Kindern arbeiteten häufig in Teilzeit oder als Minijobber, erklärte die Stiftung am Mittwoch in Gütersloh. Sie gehörten zu der Gruppe, die als erste ihre Jobs verlören oder nur wenig Kurzarbeitergeld erhielten. Dass zahlreiche Unterstützungsangebote von außen während des Corona-Lockdowns nicht fortgesetzt werden konnten, habe zudem Folgen für die bedürftigsten Kinder und Jugendlichen. Kinderarmut zu vermeiden müsse gerade in der Corona-Krise politische Priorität bekommen, forderte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger.
Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung verharre die Kinder- und Jugendarmut auf hohen Niveau, hieß es. In Niedersachsen erhält jedes siebte Kind Grundsicherung (14,3 Prozent), in Bremen sogar fast jedes dritte Kind (31,6 Prozent). Mehr als jedes fünfte Kind (21,3 Prozent) lebt den Daten zufolge bundesweit in Armut. Das sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Zwar habe sich die materielle Versorgung von Kindern in der Grundsicherung in den vergangenen fünf Jahren verbessert. Der relative Unterschied zu Kindern in gesicherten Verhältnissen sei jedoch gleich geblieben.
Auch beim Homeschooling seien Kinder aus armen Verhältnissen benachteiligt, weil sie seltener über die notwendige technischen Ausstattung verfügten und auch keine Rückzugsräume zum ungestörten Lernen hätten, hieß es. 24 Prozent der Kinder, die Grundsicherung erhielten, hätten keinen internetfähigen Computer im Haushalt, 13 Prozent keinen ruhigen Platz zum Lernen.
Für die Studie hat die Stiftung nach eigenen Angaben in einer kombinierten Messung die Armutsgefährdung sowie die Situation von Kindern in der Grundsicherung berücksichtigt. Grundlage waren aktuelle Auswertungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.