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Bremen/Hannover (epd). Senioren können häufig die stationäre Pflege in Heimen nicht aus eigener Kraft bezahlen. Davon ist in besonderer Weise auch Bremen betroffen, während sich die Senioren in Niedersachsen weniger Sorgen um die Finanzierung eines Pflegeheim-Platzes machen müssen. In 62 Prozent der deutschen Kommunen reiche das durchschnittliche Einkommen der über 80-Jährigen für die Zuzahlungen im Pflegeheim nicht aus, teilte die Bertelsmann Stiftung bei der Vorstellung einer aktuellen Studie am Mittwoch in Gütersloh mit. Im Jahr 2013 mussten demnach 41 Prozent der Pflegebedürftigen zusätzlich Sozialhilfe beantragen.

Große Abstände zwischen den Kosten für die stationäre Pflege und dem Einkommen der Senioren gibt es der Studie zufolge vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg. Auch in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg übersteigen die Pflegekosten oftmals das Einkommen der Senioren. In weiten Teilen Niedersachsens, den ostdeutschen Bundesländern sowie in Schleswig-Holstein deckten zwar die Einkünfte der Senioren die durchschnittlichen stationären Pflegekosten, hieß es. Grund dafür sei jedoch, dass dort die Fachkräfte in der Altenpflege deutlich schlechter bezahlt würden.

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sagte dem epd, es sei kein Geheimnis, dass die Pflegesätze und auch die Personalschlüssel in Niedersachsen unter dem Durchschnitt der westdeutschen Flächenländer lägen. «Wir sind deshalb in intensiven Gesprächen mit den Kostenträgern und sonstigen Mitgliedern der Selbstverwaltung über bessere Rahmenbedingungen in der Pflege.» Eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte sei außerdem ein wichtiger Faktor, um das Berufsbild attraktiv zu machen. Auch bei den Personalschlüsseln sieht Rundt einen dringenden Verbesserungsbedarf, denn Niedersachsen liege auch hier unter dem Bundesdurchschnitt.

Die Diakonie in Niedersachsen forderte erneut grundlegende Veränderungen und einen allgemeinverbindlichen Tarif für Pflegekräfte. «Dass in Niedersachsen stationäre Pflege bezahlbar ist, geht ausschließlich zulasten der Einkommen der Pflegemitarbeitenden», sagte Vorstandssprecher Christoph Künkel. Die Pflegekosten dürften nicht allein zulasten der Bewohner und ihrer Angehörigen gehen. Zudem sei es falsch, die Höhe der Pflegeheimkosten danach zu richten, dass die Mitarbeitenden möglichst wenig verdienten. «Wir müssen uns alle gemeinsam fragen, ob die derzeitigen Leistungen der Pflegeversicherung, aber auch der Renten den anstehenden Herausforderungen der demografischen Entwicklung noch gerecht werden.»

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste kritisierte, dass die Studie nicht die Höhe der gezahlten Pflegesätze in den einzelnen Ländern berücksichtige. «Dann käme nämlich sofort heraus, dass diese Leistungen im Süden der Republik erheblich höher liegen als im Norden», sagte ein Sprecher dem epd. Der Verband rechne damit, dass die Pflegereform die Zahl der Sozialhilfeempfänger «spürbar verringern» werde.

Die Stiftung Bertelsmann forderte Tarifpartner und Politik auf, die Leistungen der Pflegeversicherung weiterzuentwickeln. Altenpflegekräfte müssten leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell zu überfordern.