Rückenwind für Prioritätensetzung auf dem Weg zu einem Sparprozess
Der Themennachmittag zu „Prävention, Aufarbeitung und Anerkennung von sexualisierter Gewalt“ habe die Synode sehr berührt, berichtete Synodenpräsidentin Sabine Blütchen zum Abschluss der 11. Tagung der 49. Synode, die vom 22. bis 24. Mai im Evangelischen Bildungshaus Rastede stattfand. Aus den Impulsen und der intensiven Beschäftigung mit dem Themenfeld am Donnerstagnachmittag in verschiedenen Workshops und dem nichtöffentlichen Gespräch mit Betroffen habe sich eine ganze Ergebnisliste ergeben, die nun an die zuständigen Fachstellen der oldenburgischen Kirche weitergegeben werde, so Blütchen.
Die Synode bemühe sich, das Thema gut und angemessen aufzugreifen, natürlich werde es aber auch weiterhin ein Thema bleiben. „Wir können uns nicht aus der Verantwortung ziehen“, so Blütchen.
Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt werde die Kirche dauerhaft beschäftigen, betonte Bischof Thomas Adomeit. Alle kirchenleitenden Organe versuchten, diese Verantwortung auch gemeinsam wahrzunehmen. „Wir haben hingesehen, haben uns erschrocken und nun wollen wir gemeinsam handeln“, betonte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.
Die zahlreichen in jüngster Zeit ausgebildeten Multiplikator*innen im Bereich Prävention, die Schulungen und Beratung bei der Erstellung von Schutzkonzepten anböten, leisteten einen enormen Beitrag, sagte Synodenpräsidentin Blütchen. Sie machten „sehr deutlich, dass es um das Hinschauen geht und halten den Gedanken an die Schutzkonzepte wach“. Diese Arbeit sei von großer Bedeutung, um zu sensibilisieren und die Menschen wachzuhalten, so Blütchen.
Prioritätensetzung
Der Prioritätenprozess sei für die oldenburgische Kirche sehr wichtig und werde letztlich zu einem Sparprozess führen, so Synodenpräsidentin Blütchen. Bischof Adomeit betonte, die oldenburgische Kirche wolle aus der Not eine Chance machen und diese nutzen. Seit langer Zeit lägen gute Ideen auf dem Tisch und jetzt sei es so weit, dass die nötigen Schritte auch gegangen würden.
Am Freitagvormittag hatte Bischof Thomas Adomeit in seinem Bericht zur Prioritätensetzung erklärt, dass zurückgehende Mitgliederzahlen und ein zunehmender Mangel an Pfarrer*innen einschneidende Veränderungen nötig machten. „Das bisherige kirchliche Handeln kann nicht unverändert fortgesetzt werden“, so Adomeit.
Diese Prioritätensetzung verfolge zwei sich ergänzende, aber auch spannungsvolle Ziele. Zum einen ginge es darum, durch gezielte Einsparungen die finanzielle Zukunftsfähigkeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg zu sichern. Zum anderen sollen Ressourcen freigesetzt und bewusst reserviert werden, um neue, zukunftsweisende kirchliche Formen und Projekte zu ermöglichen. Es ein anspruchsvoller Weg, der vor der oldenburgischen Kirche liege – „aber er ist auch eine große Chance.“
Oberkirchenrat Sebastian Groß, zuständig in der oldenburgischen Kirche für den Bereich Finanzen, hatte auf der Synodentagung berichtet, er rechne Ende des Jahres 2026 mit rund 325.000 Mitgliedern in der oldenburgischen Kirche (Ende 2024 waren es rund 350.000 Mitglieder). Eine der Prognosen für das Jahr 2035 gehe von der Wahrscheinlichkeit aus, dass die Mitgliederzahl bei nur noch 200.000 liege (ein Verlust von 40 Prozent). Daraus resultierten deutlich sinkende Kirchensteuereinnahmen. „Natürlich kann man nun sagen, das ist viel zu pessimistisch – daher haben wir natürlich auch mit einer Alternative gerechnet“, so Oberkirchenrat Groß. Es gebe aus diesem Grund eine weitere Prognose zur Mitgliederentwicklung, die von einem Rückgang von 30 Prozent ausgehe.
Je nach Prognose ergebe sich bis zum Jahr 2035 eine voraussichtliche Deckungslücke von knapp 77 Millionen Euro (kumuliert für die Jahre 2026 bis 2035 bei einem Mitgliederverlust von 30 Prozent) bis hin zu knapp 94 Millionen Euro (kumuliert für die Jahre 2026 bis 2035 bei einem Mitgliederverlust von 40 Prozent).
Im Blick auf den bevorstehenden Prioritätenprozess spiele der finanzielle Handlungsspielraum eine entscheidende Rolle, so Groß. Je knapper die Mittel würden, umso wichtiger sei Prioritätensetzung.
Als Ziel für die Neustrukturierung der Verwaltung der oldenburgischen Kirche formulierte Groß, „dass unsere Verwaltung in Zukunft gut aufgestellt ist.“ Es seien für die Synodentagung umfangreiche Unterlagen in einem sehr umfangreichen Beteiligungsprozess zusammengestellt worden. Nun gehe die Arbeit weiter, um die ganzen Konzepte in die Praxis umzusetzen. Aus seiner Sicht gebe es an vielen Stellen ineffiziente Strukturen. Das müsse nun aufgebrochen werden, um die Abstimmungen zwischen den Kirchenbüros und der Verwaltung transparenter und auch abgrenzbarer zu machen, damit eine bessere Verzahnung entstehe.
Jahresthema 2025 „Lauter Glauben“
Am Freitagnachmittag haben sich die Synodalen mit dem Jahresthema „Glaubensthemen transportieren & platzieren – Mediale Kirchenentwicklung“ beschäftigt. Dabei stand die Frage im Fokus, wie die oldenburgische Kirche in Zukunft mit ihren Gemeindemitgliedern in Kontakt treten möchte. Neben dem traditionellen Gottesdienst werden die sozialen Medien immer wichtiger – nicht nur, aber vor allem bei den jüngeren Generationen.
Um sich hierüber Gedanken zu machen, begaben sich die Synodalen vor dem Hintergrund der Geschichte der Emmausjünger (Lukas 24,13-27) auf einen Spaziergang und tauschten sich unter dem Motto „Lauter Glauben“ zu ihren persönlichen Glaubensthemen aus. Danach gab es die Möglichkeit, in Workshops vom Plotten bis zu Lego Serious Play oder Podcasts diese Themen zu vertiefen.
Für Bischof Adomeit war dieser thematische Nachmittag ein großer Erfolg. „Seit 2.000 Jahren haben wir den Auftrag, dass das Evangelium – diese gute Nachricht – weitergegeben wird und auch viele Generationen nach uns noch davon hören. Das heißt, wir müssen sprechen üben. Wir müssen über unseren Glauben sprechen, wir müssen miteinander um die Worte ringen.“ Ihm sei es wichtig, dass Christinnen und Christen über ihren Glauben reden. Es sei wichtig, voller Stolz öffentlich darüber zu sprechen, was die Menschen trage und was ihnen wichtig sei.
Beschlossene Gesetze
Mit großer Mehrheit hat die Synode das Kirchengesetz über die Gemeinsame Kirchenverwaltung beschlossen. Damit tritt das bisherige Kirchengesetz über die Bildung einer Gemeinsamen Kirchenverwaltung am 31.12.2025 außer Kraft. Durch den Beschluss der Synode zur Neuorganisation der Verwaltung im November 2025 war der Oberkirchenrat beauftragt worden, bis zur 11. Tagung im Mai 2025 ein geändertes Kirchenverwaltungsgesetz vorzulegen, das den gemeinsamen Beschlussvorschlag vom Gemeinsamen Kirchenausschuss (GKA) und dem Beirat der Gemeinsame Kirchenverwaltung (GKV-Beirat) zur Neustrukturierung der GKV rechtlich umsetzt.
Das neue Kirchengesetz regelt auch die Struktur der Verwaltung. Es besagt, dass die drei Außenstellen der GKV kirchengesetzlich zu verankern sind. Die Außenstellen sind Teil der GKV und keine eigenen Dienststellen, so wie es bisher die Regionalen Dienststellen waren. Die bisherige Zentrale Dienststelle und der Bereich Gemeindebezogene Dienste werden aufgelöst. Die konkrete organisatorische und räumliche Umsetzung der neuen Struktur soll sukzessive erfolgen. Insbesondere für die jetzigen Standorte der Regionalen Dienststellen sind Übergangslösungen notwendig und werden im Kirchenverwaltungsgesetz festgeschrieben.
Die Anstellungsträgerschaft der Mitarbeitenden der GKV soll bei der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg verbleiben. Eingeschlossen sind sowohl Personen im öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis als auch im privatrechtlichen Beschäftigungsverhältnis. Das Gesetz tritt Anfang 2026 in Kraft.
Weiterhin beschloss die Synode mit großer Mehrheit das Kirchengesetz zur Änderung des Kirchengesetzes zur Erprobung der Errichtung, Veränderung und Aufhebung von Pfarrstellen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg auf der Grundlage eines Rahmenpfarrstellenplanes (Rahmenpfarrstellenplanerprobungsgesetz): Aufgrund der bisher guten Erfahrungen mit dem Rahmenpfarrstellenplanerprobungsgesetz wurde das Gesetz um weitere sechs Jahre bis zum 01. Juli 2031 verlängert.
Hier finden Sie weitere Informationen wie auch Fotos zur 11. Tagung der 49. Synode.