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Osnabrück/Hannover (epd). Wenn Lea über ihre bevorstehende Konfirmation spricht, klingen Enttäuschung, aber auch Hoffnung in ihrer Stimme. Die 13-Jährige ist «schon ein bisschen traurig», dass sie wegen der Corona-Regeln seit fünf Monaten keinen Konfirmandenunterricht mehr hat. «Das erste Jahr war cool, im Sommer konnten wir uns noch treffen, haben gespielt und dabei viel gelernt.» Aber Lea freut sich auf Ende September. Dann will sie ihre Konfirmation mit allen Verwandten in der Osnabrücker Lutherkirche feiern - «hoffentlich auch mit meinem Opa und meiner Tante, die aus Litauen kommen wollen».

 

 

 

Diakon Andreas Holthaus hofft, dass er zuvor alle seine 50 Konfirmanden wenigstens noch ein paarmal persönlich sehen kann. Online-Formate seien zu Beginn der Corona-Krise nicht so gut angekommen. Deshalb habe die Gemeinde sich dagegen entschieden.

 

 

 

Die Konfirmation markiert für die meisten evangelischen Jungen und Mädchen nach wie vor einen wichtigen Lebenseinschnitt. «Für unsere Tochter ist das der Abschluss der Kindheit und der Eintritt ins Erwachsenenleben», sagt Leas Mutter Daniela W. «Und das möchte sie gebührend feiern.» Dass Corona sie dabei ausbremst, erleben viele Familien und die Kirchengemeinden in Niedersachsen bereits im zweiten Jahr in Folge. Doch sie haben gute Wege gefunden, damit umzugehen: Sie verschieben in den Sommer oder den Herbst, feiern in kleinen Gruppen, unter freiem Himmel oder nehmen Videostreams und Zoom zu Hilfe.

 

 

 

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister lobt die vielen kreativen Formate und Terminangebote. Das «Ja» der Konfirmanden zu Gott sei unabhängig davon, ob im kleinen oder großen Rahmen, im Frühjahr, Sommer oder Herbst gefeiert werde, meint der leitende Theologe: «Der Glauben ermutigt und stärkt uns durch alle Zeiten des Lebens.»

 

 

 

Die Osnabrücker Südstadtkirchengemeinde wird in jedem Fall auch im Herbst in Kleingruppen konfirmieren, auch wenn die Hygieneregeln dann wieder größere Gottesdienste erlauben sollten, sagt Diakon Holthaus. Die Kurzandachten von jeweils 35 Minuten seien im vergangenen Jahr bei den Familien sehr gut angekommen. «Wir überlegen, das auch nach Corona beizubehalten.»

 

 

 

Auch in St. Nicolai in Diepholz planen die Haupt- und Ehrenamtlichen mit «Mikro-Konfirmationen», wie Diakonin Frauke Laging es ausdrückt. Maximal fünf Jugendliche werden pro Gottesdienst konfirmiert. Jeder darf neun Angehörige mitbringen. Die ersten hat die Diakonin bereits Mitte April eingesegnet. Weitere Termine folgen im Mai und Juli. Sie und Pastor Lutz Korn teilen sich die Gottesdienste für rund 80 Konfirmanden. Die Hälfte von ihnen hat die Festkleider und -anzüge bereits seit einem Jahr im Schrank hängen. «Damals dachten wir ja noch, wenn wir um ein Jahr verschieben, können wir wieder ganz normal feiern», sagt Laging und stößt einen Seufzer aus.

 

 

 

Der Anblick von nur 50 weit verstreuten Personen, alle mit Mundschutz, habe sie schon ein wenig traurig gemacht, räumt Laging ein. «Sonst ist die große Kirche bei solchen Anlässen bis auf den letzten der fast 500 Plätze gefüllt und die Konfirmanden ziehen feierlich ein.» Andererseits bot ihr der kleine Kreis die Möglichkeit, die jungen Menschen persönlich anzusprechen. «Ich habe die Besonderheiten jedes Einzelnen hervorgehoben und ihnen persönliche Wünsche mit auf den Weg gegeben.»

 

 

 

Das Abendmahl hatten sie vorher als Videokonferenz gefeiert. «Alle hatten Brot und Traubensaft zu Hause parat.» Rund ein Drittel der Konfis habe das Angebot angenommen, sagt die Diakonin. «Manche finden das total toll, für andere ist es gar nichts.» Die Zoom-App war auch für den Konfirmanden-Unterricht ihr wichtigster Begleiter.

 

 

 

Seit Herbst hat sie mit ihren Konfirmanden am Bildschirm über ihren Glauben geredet, gebetet, Kurzvideos angeschaut, gespielt und sogar Weihnachtslieder gesungen. «Bis Dezember hat das allen viel Spaß gemacht. Aber danach wurde doch die Wehmut immer größer, dass wir uns nicht persönlich nah sein können.»

 

 

 

Auch in allen anderen Gemeinden «geben die Pastorinnen und Diakone alles», so formuliert es Superintendent Marten Lensch aus Diepholz. Sie wollen den Konfirmationen trotz Corona einen festlichen Rahmen verleihen und möglichst viele Angehörige teilhaben lassen. In Georgsmarienhütte bei Osnabrück werden laut Diakonin Marie-Luise Knepper 51 Jugendliche voraussichtlich Ende Juni ihre Konfirmation auf der städtischen Waldbühne feiern.

 

 

 

In Bad Laer springen die katholischen Gemeinden ihren evangelischen Nachbarn zur Seite und stellen ihre größeren Kirchen zur Verfügung. Pastorin Uta Brahms und ihre Kolleginnen in Ganderkesee bei Bremen bieten bis Oktober 19 Konfirmationstermine an. In Schöppenstedt bei Braunschweig hat Pastor Martin Cachej einen Livestream vom Konfirmationsgottesdienst geplant. Im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt wird ein junger Mann sogar ganz alleine konfirmiert, weil der Familie die vorgegebenen Termine der Gemeinde nicht passten.