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„Die Bibel steht als Buch der Bücher in der Mitte des Glaubens. Gewissermaßen wie an eine große Schwester lehnen sich im Regal weitere Bücher an sie an", sagte Bischof Jan Janssen und meinte das umfangreiche Buchangebot der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Dies seien Bücher, die Geschichte und einzelne Lebenswege in Erinnerung halten; die Forschung und Lehre dienen; die unterhalten und Rat geben und die in Bildern die Welt deuten.

Dass das Buchangebot weit über die Auslegung der Heiligen Schrift hinausgeht, zeigte der Bischof gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden Karen Jens, Heike Ennen-Hansing, Margarethe Schöbel und Gerd Witte. Das Team stellte die Angebote der vier Bereiche: Bibliothek im Ev.-luth. Oberkirchenrat, Archiv, Medienstelle und Ev. Büchereiarbeit vor. 

Am vergangenen Donnerstagabend, 3. September, hatte die Oldenburgische Bibliotheksgesellschaft in den Vortragsraum der Landesbibliothek Oldenburg eingeladen. Prof. Dr. Detlef Haberland, Vorstand der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft, kündigte an, einen „Blick in die verschiedenen Bibliotheken des Oldenburger Landes zu werfen." Den Auftakt mache die oldenburgische Kirche als entscheidender Faktor in der Gesellschaft sowie die enge Verbindung von Kirche und Lesen.

Für Bischof Jan Janssen klingt der Titel „Was liest du? (Lukas 10,26)" nach einem neuen Bestseller auf dem Büchermarkt und nach einem Gespräch über frisch Gelesenes in der Buchhandlung seines Vertrauens. Es gäbe eine Fülle von Literatur, die zum Leben ermutige, die das Leiden teile, die neue Hoffnung schenke oder die von Liebe und Gottvertrauen erzähle. „Diese Literatur ist uns kostbar. Die Menschen der Bibel, dieses Buches der Bücher, sind ein Volk von Lesenden."

 

Bischof Janssen nannte etliche Zitate aus der Bibel über die Aufforderung sowie Tipps zum Lesen. „Lassen Sie sich heute auch daran erinnern, mal wieder im Buch der Bücher zu lesen: Denn ja: das Lesen des Wortes Gottes schafft Glückseligkeit!", schloss Bischof Janssen, bevor seine Fachleute die kirchlichen Bereiche und Angebote vorstellten.

Karen Jens, Leiterin des Archivs
Die Aufgaben und Zuständigkeiten des Archivs seien im Archivgesetz festgeschrieben, berichtete Karen Jens. Sie lassen sich in drei Hauptaufgaben unterteilen: So seien die Unterlagen zunächst zu erfassen, zu bewerten und aufzunehmen. Unterlagen von historischem Wert seien zu verwahren, zu sichern und zu erhalten, wo nötig, seien sie instand zu setzen. Darüber hinaus müssten die Unterlagen aufgearbeitet werden, um sie für die Benutzung bereitzustellen und auszuwerten.

Die Anfänge des Christentums im Bereich der heutigen oldenburgischen Kirche reichen bis in das letzte Drittel des 8. Jahrhunderts. Erst mit der Einführung der Reformation in der Grafschaft Oldenburg seit 1531 und der ersten Kirchenordnung 1573 beginnt mit der Gründung des Konsistoriums eine geordnete Aktenverwaltung. Erst etwa 150 Jahre später, 1722, werden die entstandenen Unterlagen unter die Aufsicht des „Anwalts der geistigen Güter“ gestellt. Im Jahre 1769 wird das „General-Kirchenarchiv“ eingerichtet.

Seit dieser Zeit sind die Unterlagen ohne größere Verluste überliefert. Die Kirchengemeinden verwahren als selbstständige Einrichtungen ihre eigenen Pfarrarchive vor Ort. Soweit vorhanden, können im Archiv der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg Findbücher über die überlieferten Unterlagen zentral eingesehen werden.

Die am häufigsten genutzten Unterlagen sind die Kirchenbücher für familienkundliche Anfragen. Das hier ausgestellte Kirchenbuch stammt aus der Kirchengemeinde Schwei aus dem Jahr 1609, welches zu den ältesten überlieferten Kirchenbüchern der oldenburgischen Kirche zählt.

Das Archiv steht allen Besucherinnen und Besuchern kostenlos zur Verfügung. Nur für private Familienforschung wird eine Gebühr erhoben. Da es sich um ein kleines Archiv handelt, wird um vorherige Anmeldung gebeten.

Gerd Witte, Leiter der Bibliothek
Seit 1990 leitet Gerd Witte die Bibliothek im Oberkirchenrat. Er ging auf die Anzahl der Medien und die Entwicklung ein. Den Grundstock legte die Bibliothek von Nicolaus Johann Ernst Nielsen (1806-1883) der 1853 als Oberhofprediger und Kirchenrat nach Oldenburg kam. Nach seinem Tod schenkte die Familie seine etwa 100 bis 200 Bücher der Kirche. Nur langsam entwickelte sich der Bestand der Bücherei. Ein erster Katalog enthielt Anfang 1921 die Auflistung von 600 Bänden.

 

Seit Ende der 1970er Jahre wird die kirchliche Bibliothek fachlich betreut. Bereits zu der Zeit entstand die Kooperation mit der Landesbibliothek Oldenburg: eine Kopie des Zettelkatalogs der Oberkirchenrats-Bibliothek stand bis zur Einführung der EDV dort im Katalogsaal.

Gerd Witte zählte die Aufgaben der Bibliothek im Oberkirchenrat auf: „Literaturversorgung, Informationen vermitteln, Materialien und Dienstleistungen zu Verfügung stellen, und das für alle Interessierten, unabhängig von der Konfession. Zur Verfügung stehen 55.000 Medien und 90 laufende Zeitschriften. Der Bestand ist vollständig im Internet-Katalog nachgewiesen." Das Angebot werde geschätzt, wünschenswert wäre eine verbesserte technische Ausstattung, um den Zugriff auf das Internet zu optimieren.

Heike Ennen-Hansing, Leiterin der religionspädagogischen Medienstelle
Die religionspädgogischen Medienstelle hat seit den 1970er Jahren ihren Sitz an der Haareneschstraße. Sie wird überwiegend von Pfarrerinnen und Pfarrern, Mitarbeitenden und Studierenden  genutzt,  steht aber auch anderen  religionspädagogisch Interessierten zur Verfügung. 


Neben der Bibel werden mehr als 10.000 Bücher und Arbeitsmaterialien, zum Beispiel Schulbücher, Unterrichtsmodelle, Sachbücher, biblische Erläuterungen, 30 pädagogische Fachzeitschriften, Audiofolien, Filme, DVDs und vieles mehr ausgeliehen. Angeboten werden weiterhin 25 Materialboxen mit Anschauungsmaterial zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel Bibel, Jesus oder Afrika. 


Dieses Angebot entwickele sich durch Beratung und Gespräche ständig weiter, sagte Heike Ennen-Hansing. Schwerpunkt der Medienstelle sei die Beratung. Schulen könnten auf Wunsch Beratung vor Ort absprechen, auch das Verleihen von Filmen, unter Beachtung der Vorführrechte, werde angeboten. Neu sei die Mitgliedschaft im Medienportal der ev. und kath. Kirche, dies sei kostenpflichtig. 

Info: Die Ausleihe ist gebührenfrei. Die Leihfrist beträgt bei audiovisuellen Medien zwei Wochen, bei Büchern und anderen Arbeitsmaterialien vier Wochen. Die Frist kann auch verlängert werden.  

 

Das Angebot und alle Infos stehen im Internet: www.arp-ol.de


Margarethe Schöbel, Beauftragte für Büchereiarbeit
41 Büchereien in Kirchengemeinden und neun Krankenhausbüchereien in den Kirchenkreisen betreut Margarethe Schöbel. Verliehen werden Bücher und Filme an Menschen, unabhängig von der Zugehörigkeit zur Kirche oder Konfession. „Die Idee ist sehr alt", sagte Margarethe Schöbel und nannte als Quelle den Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881), der eine schnelle Verfügbarkeit von Büchern initiierte. In den Büchereien stehe ein großer Bestand für Kinder bereit. 

„Für die Gemeindebüchereien sind Veranstaltungen das Wichtigste", so Schöbel. Mehr als 350 Ehrenamtliche würden über 850 Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene im Jahr anbieten. Dazu gehörten zum Beispiel Lesenächte für Kinder, die Aktion „Lesen in Gottes Welt", Literaturlesungen oder -frühstück.


In den Krankenhausbüchereien werde breit gefächerte, gepflegte Literatur angeboten, die Bücher dürften allerdings nicht zu schwer sein. Vielfach ginge es hier auch um seelsorgerische Arbeit. Einzigartig sei die Strandbücherei an der Küste in Schillig. Seit den 1970er Jahren können sich die Camper und Sommergäste dort Bücher ausleihen. 

 

Ein Beitrag von Bärbel Romey

Bischof Jan Janssen 2.v.links mit Karen Jens, Margarethe Schöbel, Gerd Witte, Prof. Dr. Detlef Haberland und Heike Ennen-Hansing.
Bischof Jan Janssen stellt gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden die Arbeitsfelder "rund um das Buch" vor. Das Team berichtete über die Angebote der vier Bereiche Bibliothek im Ev.-Luth. Oberkirchenrat, Archiv, Medienstelle und Ev. Büchereiarbeit.
Prof. Dr. Detlef Haberland, Vorstand der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft.
Karen Jens, Leiterin des Archivs.
Gerd Witte, Leiter der Bibliothek.
Heike Ennen-Hansing, Leiterin der religionspädagogischen Medienstelle.
Margarethe Schöbel, Beauftragte für Büchereiarbeit. Fotos: Bärbel Romey