Zum Hauptinhalt springen

Emden (epd). In der Emder Johannes-a-Lasco Bibliothek ist am Sonntag die Ausstellung «Emder Synode von 1571. Kontexte - Akteure - Kulturtransfer» eröffnet worden. Die Beschlüsse der Versammlung vor 450 Jahren von calvinistischen Flüchtlingsgemeinden aus den katholischen Niederlanden, weiten Teilen des heutigen Westdeutschlands und Ostfrieslands prägten bis heute das Selbstverständnis vieler evangelischer Kirchen in Europa, teilten die Organisatoren mit. Pandemiebedingt wurde die Eröffnung per Livestream auf www.jalb.de übertragen.

 

 

 

Der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher sagte in seinem Grußwort: «Die Geschichte, die hier geschrieben wird, ist Kirchengeschichte von unten. Kirchengeschichte aus der Erfahrung von Unterdrückung, Vertreibung, Vereinzelung.»

 

 

 

Die Emder Synode kam den Angaben zufolge in einer Zeit zustande, als die Protestanten in den Niederlanden von der spanisch-habsburgischen Obrigkeit lebensbedrohlich unterdrückt wurden. Viele waren deshalb seit Mitte des 16. Jahrhunderts in nahegelegene sichere Gebiete geflohen, nach England oder an den Niederrhein zum Beispiel. Dort wurden sie den Ortsgemeinden angeschlossen oder sie bildeten eigene Gemeinden. Das Gebiet der Niederlande umfasste damals auch das heutige Belgien und Teile Nordfrankreichs.

 

 

 

Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Verhältnisse des 16. Jahrhunderts und das Zustandekommen der ersten großen reformierten Synode. Ziel der Versammlung war es, die in den Ländern und Territorien unter verschiedenen Bedingungen lebenden Gemeinden durch eine gemeinsame Ordnung zu verbinden und zusammenzuhalten. Auch die Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge damals und ihre vielfältigen Spuren, die sie bis heute hinterlassen haben, werden thematisiert.

 

 

 

Heimbucher erläuterte, trotz erzwungener Verstreuung wollten die Exilgemeinden einen Neuaufbau nicht vereinzelt, sondern in verbindlicher Gemeinschaft mit anderen Gemeinden vollziehen. «Dieser reformationsgeschichtliche Vorgang ist an Aktualität kaum zu überbieten.» Gegenwärtig verlören Institutionen an Relevanz, seien sie politisch, kulturell, wissenschaftlich oder kirchlich. «Nun kommt es darauf an, diese und die kommenden Generationen zu gewinnen für eine neue Praxis und ein neues Verständnis verbindlicher Gestaltung des gemeinsamen Lebens», betonte er. Institutionen sollten nicht einfach abgeschafft, sondern erneuert werden.