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Für eine lücken- und bedingungslose Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer hat am Samstag bundesweit in vielen Städten ein Bündnis von Menschenrechts-Organisationen demonstriert. Die Aktivisten verlangten sichere und legale Fluchtwege.

 


Bremerhaven/Braunschweig (epd). Mit Aktionen unter anderem in Bremerhaven und Braunschweig haben die Initiative «Seebrücke» und weitere Organisationen am Samstag an die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge erinnert und für eine humane Migrationspolitik geworben.

Bundesweit gab es nach Angaben von Seebrücke 15 Kundgebungen mit insgesamt mehreren Tausend Teilnehmern. «Wir wollen uns nicht an das Sterben im Mittelmeer gewöhnen», erklärte Marielle Hettich von Seebrücke. Die Europäische Union müsse sichere und legale Fluchtwege sicherstellen.

 


Allein in diesem Jahr seien bereits mehr als 1.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken, mahnten die Demonstranten. Mehr als 14.000 Menschen seien völkerrechtswidrig zurück nach Libyen gebracht worden, wo ihnen Folter und schwerste Menschenrechtsverletzungen drohten.

 


«Das Sterben im Mittelmeer geht unvermindert weiter, während die europäischen Staaten zivile Seenotrettungsorganisationen auf dem Mittelmeer daran hindern, Menschen aus Seenot zu retten», sagte Sebastian Koch von Seebrücke. Die zivilen Seenotrettungsorganisationen füllten seit Jahren eine Lücke, die die EU niemals hätte entstehen lassen dürfen. Die EU dürfe geflüchtete Menschen nicht länger ertrinken lassen.

 


Seebrücken-Aktivist Simon Dornseifer forderte, dass die EU ein europäisches Seenotrettungsprogramm etabliert. Bis dahin müsse die Arbeit der zivilen Seenotrettungsorganisationen unterstützt werden:

«Die EU muss die Mitfinanzierung der sogenannten libyschen Küstenwache und die illegale Praxis von Push- und Pullbacks sofort einstellen.» Seebrücke fordert überdies eine Entkriminalisierung der zivilen Seenotrettung.

 


Zu den Demonstrationen hatte ein Bündnis aufgerufen, zu dem unter anderem Sea-Watch, Seebrücke, Amnesty International, Oxfam, Ärzte ohne Grenzen und Pro Asyl gehören. Am Sonntag ist eine Kundgebung in Hamburg geplant.

 


Unterdessen erreichte am Samstag das Seenotrettungsschiff «Sea-Watch 3» mit 257 Flüchtlingen an Bord nach tagelangem Warten den Hafen von Trapani auf Sizilien. Die «Ocean Viking» mit noch 549 Geretteten an Bord bekam am Samstag ebenfalls einen Hafen auf Sizilien zugewiesen, wie die Betreiberorganisation SOS Méditerranée mitteilte.

 


Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit.

Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.195 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen.