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Hannover (epd). Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, hat angesichts der vielen ukrainischen Flüchtlingskinder, die in das Bildungssystem integriert werden sollen, vor einer Überlastung der Kitas gewarnt. Schon vor dem Krieg sei die Situation wegen des Fachkräftemangels und der Corona-Pandemie ausgesprochen angespannt gewesen, sagte Lenke dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele Mitarbeitende seien krank, die Leitungen müssten Gruppen zeitweise schließen und die Betreuungszeiten einschränken. «Das System fährt schon sehr, sehr stark am Rand. Und jetzt kommen noch die Kinder aus der Ukraine hinzu.»

 

 

 

Die vom Land vorgesehene vorübergehende Aufstockung der Gruppen um ein Kind bezeichnete der Diakonie-Chef vor diesem Hintergrund als blauäugig. «Da kommt ja nicht einfach ein 26. Kind zusätzlich, sondern eines, dass mindestens eine Fluchterfahrung mitbringt, eventuell zusätzlich durch den Krieg traumatisiert ist und nicht Deutsch spricht. Und dieses Kind braucht die unbeschwerte Atmosphäre einer Kindertagesstätte in Deutschland. Diesen so dringend notwenigen Rahmen schaffen pädagogische Fachkräfte mit professioneller Integrationsarbeit.»

 

 

 

Lenke betonte, er sehe die dramatische Lage in der Ukraine und die Not der Geflüchteten. «Und natürlich haben wir die Träger gebeten, dass sie sich der Herausforderung stellen.» Ob und in welcher Gruppe ein zusätzliches Kind aufgenommen werden könne, müsse jedoch vor Ort im Einzelfall entschieden werden. Er fürchte aber, dass Fachkräfte Stunden reduzierten oder kündigten, wenn der Stress wachse und die Arbeitsbedingungen sich weiter verschlechterten.

 

 

 

Der evangelische Theologe schlug vor, dass die ukrainischen Kinder zunächst in ehrenamtlich geleiteten Mutter-Kind- oder Spiel-Gruppen betreut würden anstatt sie sofort in die Kitas zu schicken. In vielen der rund 50 blau-gelben Treffpunkte in evangelischen Kirchengemeinden funktioniere das bereits vorbildlich. Allerdings sieht auch Lenke die Notwendigkeit einer geregelten Betreuung, sobald die Mütter einen Job gefunden hätten.

 

 

 

Den von Bund, Ländern und Gemeinden beim Flüchtlingsgipfel am Montag angekündigten Ausbau der Kita-Plätze begrüßte der Diakonie-Sprecher. Das Grundproblem der fehlenden Fachkräfte, das unabhängig vom Ukraine-Krieg bestehe, werde damit aber nicht beseitigt. «Wir brauchen eine vergütete Ausbildung, mehr Ausbildungsplätze und mehr Lehrkräfte an Fachschulen für Sozialpädagogik.»