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Oldenburg/Hannover (epd). Weg vom optischen Perfektionismus: Die niedersächsische Landwirtschaftskammer und ausgewählte Einzelhandelsgeschäfte wollen den Kunden demnächst schwach gedüngtes Gemüse anbieten. Es entspreche zwar nicht den gängigen Schönheitsidealen, erfülle aber dennoch die gesetzlich geforderten Qualitätskriterien, wie die Landwirtschaftskammer am Montag in Oldenburg miteilte. Ziel des Projektes «Review» sei es, einen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz zu leisten und die Kundinnen und Kunden für mehr Lebensmittelwertschätzung zu sensibilisieren.

 


Kohlrabi mit zu hellen Blättern, zu kleiner Eisbergsalat oder zu leichter Brokkoli landeten derzeit nicht auf dem Tisch, sondern würden direkt auf dem Acker wieder untergepflügt, erläuterte Projektkoordinator Hendrik Führs. Und das nur, weil ihre Größe und Gewicht vermeintlich nicht den Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher und damit verbunden den Anforderungen des Handels entsprächen.

 


In den zurückliegenden Jahren sei der Anbau von Gemüse so optimiert worden, dass optisch perfekte Erzeugnisse mittlerweile den Standard in puncto Qualität darstellten, ergänzte Projektleiterin Melanie Seehausen. Doch in Anbetracht der endlichen Ressourcen und der wachsenden Bedeutung des Klima- und Umweltschutzes stelle sich die Frage, ob dies nicht über das Ziel hinausschieße. «Die innere Qualität und der Nährstoffgehalt bei Gemüse ist nämlich unabhängig von der vermeintlich perfekten Größe oder Gewicht.»

 


Im Projekt werde nun untersucht, wie die Kundinnen und Kunden auf das optisch eben nicht perfekte Gemüse aus ressourcenschonenderer Produktion reagieren. Seit diesem Juni werden weniger gedüngter Blumenkohl, Brokkoli, Eissalat und Kohlrabi in 38 «Edeka»-Märkten in Niedersachsen und Ostwestfalen zum Kauf angeboten, hieß es.

 


Die Verbraucherreaktion wird den Angaben zufolge wissenschaftlich durch die Hochschule Osnabrück aufgenommen und ausgewertet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördere das Projekt bis November 2023 mit 498.000 Euro.