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Bergen-Belsen/Bremen (epd). Nach Einbrüchen in der Corona-Pandemie sind in den Gedenkstätten an die Opfer des Nationalsozialismus in Niedersachsen und Bremen die Besucherzahlen im vergangenen Jahr wieder gestiegen. In der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen lagen sie bei rund 195.000. Sie hätten allerdings noch nicht das Niveau von 2019 erreicht, als rund 255.000 Menschen in die Gedenkstätte an das frühere Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager gekommen waren, sagte Sprecherin Stephanie Billib. «Wir gehen aber davon aus, dass sich das Besucherinteresse wieder so einpendeln wird wie bis 2019.» Der Trend zu wieder steigenden Zahlen ist laut einer epd-Umfrage auch bundesweit zu beobachten.

 

 

 

So zählte der NS-Gedenkort «Bunker Valentin» in Bremen 2022 sogar mehr als doppelt so viele Besucherinnen und Besucher wie noch im Vorjahr. «24.000 waren es im vergangenen Jahr, 2021 sind 11.000 gekommen», bilanzierte der wissenschaftliche Leiter, Marcus Meyer. 2019 seien es allerdings noch 31.000 gewesen.

 

 

 

In Bergen-Belsen starben mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene, unter ihnen das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt wurde. «Bunker Valentin» ist eine nationale Gedenkstätte. Der Betonkoloss wurde ab Mitte 1943 von Tausenden Zwangsarbeitern errichtet. Mehr als 1.600 Menschen starben während der Bauarbeiten.

 

 

 

Vielfach waren Gedenkstätten in den Pandemie-Jahren nur eingeschränkt geöffnet. Das normalisiere sich wieder, hieß es auch aus dem Emsland. Dort erinnert die Gedenk- und Dokumentationsstätte des Konzentrationslagers Esterwegen an die Opfer der insgesamt 15 Moorlager in der Region. 2022 kamen rund 19.000 Gäste in die Gedenkstätte, darunter mehr als 7.000 Schülerinnen und Schüler. Dies war laut Anja Rohde vom Landkreis Emsland noch nicht der Wert von 2019 mit fast 23.000 Besuchern, gleichwohl eine deutliche Steigerung zu den beiden Vorjahren.

 

 

 

Auch die Gedenkstätte Sandbostel zählte mit etwa 9.000 Besuchern im vergangenen Jahr mehr als in den beiden Vorjahren. Laut Gedenkstätten-Leiter Andreas Ehresmann waren es vor der Pandemie jedoch «stabil zwischen 11.500 und 12.500». In Sandbostel waren in einem NS-Kriegsgefangenenlager mehrere Hunderttausend Gefangene aus vielen Ländern interniert. Tausende starben an Hunger und Krankheiten. Noch kurz vor der Befreiung kamen rund 9.500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme und seinen Außenlagern in den Ort.

 

 

 

Auch in der Gedenkstätte Moringen im Süden Niedersachsen stieg laut Leiter Dietmar Sedlaczek die Zahl von Führungen und Workshops von 50 in 2020 auf wieder 70 im vergangenen Jahr. 2019 waren es noch etwa 120 Führungen. Dem nähere man sich wieder: «In den Monaten Oktober, November und Dezember war die Gedenkstätte ausgebucht.» Die Gedenkstätte erinnert an drei Konzentrationslager, die zwischen 1933 und 1945 in der Kleinstadt bestanden.

 

 

 

Bundesweit zeigte sich laut epd-Umfrage die Entwicklung ähnlich. Ausnahme ist das Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, das 2022 rund 2,05 Millionen Besucher und damit einen neuen Besucherrekord registrierte. Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen zählte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 355.000 Besucher. Das waren mehr als dreimal so viele wie 2021.

 

 

 

Die KZ-Gedenkstätte Dachau bei München verbuchte nach eigenen Angaben für 2022 eine Verdreifachung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Bildungsangeboten auf knapp 90.000 (2021: rund 29.000). Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten, zu der die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gehört, zählte rund 108.000 Besucherinnen und Besucher.