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Braunschweig/Hannover (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat das Ende der kostenlosen Corona-Bürgertests verteidigt. Die Bürgertests abzuschaffen, gebiete die «Fairness» vor dem Steuerzahler, sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Mittlerweile habe sich jeder, für den es empfohlen sei, impfen lassen können. «Deshalb werden Bürgertests ab Montag nur noch für die diejenigen kostenlos sein, für die es keine empfohlene Impfung gibt.» Dies seien besonders Kinder und Jugendliche. Tests in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Arbeit werde es aber ebenfalls weiterhin kostenlos geben.

 

 

 

Auch der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, erklärte, es sei nicht zu rechtfertigen, dass Ungeimpfte ihre Tests aus den Steuermitteln der Geimpften bezahlt bekämen. Lauterbach rechnet allerdings nach dem Ende der kostenlosen Testungen mit einem Anstieg der Impfungen. «Kostenpflichtige Tests werden dazu führen, dass sich sehr viel noch impfen lassen, weil sie eine regelmäßige Testung vermeiden wollen», sagte der SPD-Politiker den Funke Zeitungen.

 

 

 

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte von Bund und Ländern eine bundesweit einheitliche Regelung für Tests in Pflegeheimen. Denn es dürften neben dem Personal auch die Bewohner nicht aus dem Blick geraten. «Schließlich gilt es sicherzustellen, dass die 900.000 Pflegeheimbewohner ungehindert besucht werden können», sagte Eugen Brysch vom Vorstand der Stiftung am Sonntag in Dortmund dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele stationäre Einrichtungen verlangten von Besuchern grundsätzlich einen zertifizierten Negativnachweis. «Aber eine verbindliche Testpflicht der Einrichtungen für Besucher besteht nicht.»

 

 

 

Brysch mahnte an, dass sich das «Chaos aus dem letzten Herbst» nicht wiederholen dürfe, als Besuchern ohne Test der Zutritt untersagt wurde. Deshalb müssten die 12.000 Pflegeheime per Verordnung verpflichtet werden, Tests vor Ort durchzuführen. Auch die Kostenerstattung für Tests und Personalaufwand müssten bundeseinheitlich geregelt werden, forderte er.

 

 

 

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund befürchtet nach dem Ende der kostenlosen Corona-Tests einen Anstieg der Infektionszahlen. «Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden», sagte die Vorsitzende Susanne Johna dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Sonntag). «Das ist ein Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus.»

 

 

 

Erschwerend zur Abschaffung der kostenfreien Tests kommt Johna zufolge die Unklarheit über die Impfquote der Bevölkerung hinzu. Die wenigen klinischen Studien, die in Deutschland zu Covid-19 aufgelegt worden seien, hätten im Vergleich zu anderen Ländern nur wenige Patienten eingeschlossen. Forschungsdaten müssten frühzeitig und standardisiert auf gut zugänglichen Plattformen zur Verfügung gestellt werden. Verlässliche Zahlen zu Impfquoten seien wichtig, um über Lockerungen der Schutzmaßnahmen entscheiden zu können.