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Hannover (epd). Kurz vor dem Kita-Gipfel des Landes Niedersachsen am 25. Mai warnt die ver.di-Gewerkschaftssekretärin Katja Wingelewski davor, Gruppen in Kindertagesstätten zu vergrößern oder Qualifikationsstandards abzusenken. Das seien keine geeigneten Mittel gegen den Fachkräftemangel, da sie die Unzufriedenheit der Mitarbeiter und damit die Flucht aus dem Berufsfeld beförderten, sagte die Kita-Expertin des ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nötig seien vielmehr erhebliche Investitionen, um das gesamte System der frühkindlichen Bildung und Erziehung zu stabilisieren.

 

 

 

«Die Personalschlüssel in den Kitas reichen schon jetzt nicht aus», erläuterte Wingelewski. Aktuellen Berechnungen zufolge hätten 2021 in Niedersachsen mehr als 2.600 Erzieherinnen und Erzieher gefehlt. Insgesamt seien mehr als 3.200 Stellen offen gewesen. Zudem müssten in dem Bundesland in diesem Jahr zusätzlich zum vorhandenen Personal 12.000 Fachkräfte, also Erzieher und sozialpädagogische Assistenten, eingestellt werden, um die Nachfrage nach Kita-Plätzen zu decken.

 

 

 

Gute Arbeits- und Rahmenbedingungen seien die entscheidende Stellschraube, um pädagogische Fachkräfte in den Kitas zu halten und neue zu gewinnen, sagte die Gewerkschafterin. Eine tarifliche Bezahlung sei bei freien und privaten Trägern längst noch nicht überall gegeben. Auch für Auszubildende sei eine gute Vergütung erforderlich.

 

 

 

Um überdies die Kita-Standards weiterentwickeln zu können, brauche es schon jetzt die dritte Fachkraft in allen Kindergarten-Gruppen. Diese ist nach dem niedersächsischen Kita-Gesetz ab 2027 verpflichtend. «Aus unserer Sicht ist das viel zu spät», kritisierte Wingelewski. Erzieherinnnen und Erzieher bräuchten außerdem mehr Zeit für Leitungsaufgaben, Ausbildungsbegleitung sowie für die Vor- und Nachbereitung ihrer pädagogischen Arbeit. Hierfür müsse Entlastung durch zusätzliches Kita-Personal in den Bereichen Hauswirtschaft, Verwaltung und Technik geschaffen werden.

 

 

 

Schon das bestehende Kita-Angebot könne nur durch das hohe Engagement und «permanente Arbeitsüberlastung» der pädagogischen Fachkräfte aufrechterhalten werden, gab die Gewerkschafterin zu bedenken. «Das klappt oft nur durch Überstunden, Verzicht auf Pausen und Einspringen aus der Freizeit. Kein Wunder, wenn dann viele gut ausgebildete Fachkräfte dem Beruf den Rücken kehren.»