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Laatzen (epd). Winfried Quecke vom Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim fürchtet angesichts des Umgangs Kirchenleitender mit Kindesmissbrauch und seiner Vertuschung in den eigenen Reihen, dass immer mehr Katholiken zu ihrer Kirche innerlich auf Abstand gehen. «Es ist ein fatales Signal an die Basis, wenn der Vatikan angebotene Bischofsrücktritte, etwa von Kardinal Woelki oder von Kardinal Marx, nicht annimmt», kritisierte Quecke gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der in Laatzen bei Hannover lebende Oberstudienrat vertritt seit mehr als zehn Jahren die Katholiken seines Bistums im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken sowie seit zwei Jahren bei der Vollversammlung des «Synodalen Weges» für Reformen in der Katholische Kirche.

 

 

 

Zuletzt hatte ein am Donnerstag vorgestelltes Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising für Aufsehen gesorgt. «Es ist noch lange nicht vorbei, etliche Diözesen fehlen noch», sagte Quecke. «Hier im Bistum Hildesheim ging es bisher in erster Linie um die Zeit von Bischof Janssen. Die Untersuchungen zur Amtszeit seiner Nachfolger stehen noch aus.»

 

 

 

Aus Queckes Sicht «werden alle Gläubigen für Verbrechen durch Priester in Mithaftung genommen, wenn Entschädigungszahlungen an die Opfer aus Kirchensteuermitteln bestritten werden». Daher fragten sich immer mehr Menschen, die sich in den Gemeinden engagieren, ob sie sich für Kirchenreformen einsetzen oder lieber austreten sollen. «Andere wiederum spalten das eigene Gemeindeleben von dem ab, was das kirchliche Amt an Versagen produziert, um sich und den eigenen Glauben zu schützen.»

 

 

 

Hauptamtliche Mitarbeiter würden durch das Verhalten Kirchenleitender zunehmend demoralisiert. Viele hätten den Eindruck, dass sie die Fehler der Kirchenleitungen ausbaden müssen, sagte Quecke. «Im persönlichen Gespräch erfahre ich viel von Frustration und Verletzungen, sowohl auf Gemeindeebene als auch auf Bistumsebene.»

 

 

 

Es sei Teil einer «Verdrängung auf amtlicher Seite», wenn leitende Geistliche Kirchenaustritte in erster Linie mit einer Krise der persönlichen Gottesbeziehung erklärten. Zudem werde eine zentrale Erkenntnis praktisch aller Missbrauchs-Untersuchungen in katholischen Bistümern geleugnet, «nämlich, dass es nicht nur um Fehlverhalten Einzelner geht, sondern um Ursachen im System der katholischen Kirche».

 

 

 

Doch auch über die Fehler von Laien müsse gesprochen werden. Einige hätten in der Vergangenheit das Schweigen über Missbrauchs-Vorfälle befördert. Grund dafür sei oft ein «Klerikalismus im Sinne einer Überhöhung des Priesters» gewesen.