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Oldenburg (epd). Das Niedersächsische Landesmuseum in Oldenburg hat dem wohl berühmtesten Trinkgefäß des Mittelalters eine eigene Ausstellung gewidmet: Das reich verzierte Oldenburger «Wunderhorn» steht bis zum 1. August im Mittelpunkt einer Schau mit Kopien, Gemälden und Grafiken aus der Zeit zwischen dem 17. und 21. Jahrhundert, wie das Haus am Mittwoch mitteilte. Es gehe darum, die Geschichte des Prunkstücks und seine bis heute anhaltenden Nachwirkungen zu zeigen.

   

«600 Jahre Wunderhorn» lautet der Titel der Kabinettausstellung, die im Oldenburger Schloss läuft. Gefertigt wurde das Original um 1475. Dabei handelt es sich um eine gotische Goldschmiedearbeit, die vermutlich im Auftrag des dänischen Königs Christian I. als Sühnestiftung für den Kölner Dom entstand. Bei dem Oldenburger Gefäß handelt es sich um eine originalgetreue Kopie aus der Zeit um 1842, die unter anderem mit einem weiteren Duplikat aus der Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte zu sehen ist.

   

Wie das Original im Zuge der Reformation seinen Weg von Köln nach Oldenburg fand, ist bis heute ungeklärt. Am Oldenburger Hof war das Trinkhorn nach Informationen des Museums Teil des gräflichen Tafelsilbers. Nach dem Tod des kinderlosen Grafen fielen die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst durch Erbfolge an die königlich-dänische Linie des Hauses Oldenburg, die das Horn nach Kopenhagen ins Schloss Rosenborg brachte. Dort befindet es sich noch heute.

   

Um die Herkunft ranke sich eine Legende, die die Menschen bis heute in ihren Bann ziehe, hieß es. «Vor allem im 19. Jahrhundert stieß das Oldenburger Horn auf großes Interesse bei Künstlern und Literaten der Romantik, die sich von dem Begriff 'Wunderhorn' inspirieren ließen und ihn auf eigene Weise interpretierten.» So gehe beispielsweise die Volksliedersammlung «Des Knaben Wunderhorn» von Achim von Arnim und Clemens Brentano auf das Oldenburger Trinkhorn zurück.

 

epd

   

 

Die Sage vom Oldenburger «Wunderhorn» 

   

Aus den Erläuterungen des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg:

Graf Otto von Oldenburg war ein eifriger Jäger und begab sich einmal mit seinen Edelleuten und Dienern auf die Jagd ins Barneführerholz. Als er einem Reh nachjagte, geriet er weit ab von seinem Gefolge. Plötzlich stand er mit seinem Schimmel allein auf dem sandigen Osenberg.

   

Bei der Hitze war er durstig geworden und sprach zu sich selbst:

«Ach Gott, wenn man doch nur einen kühlen Trunk hätte!» Da tat sich der Osenberg auf, und eine schöne Jungfrau in prächtigen Kleidern mit einem Kranz auf dem gescheitelten Haar trat hervor. Sie reichte dem Grafen ein silbervergoldetes, kunstvoll verziertes Jägerhorn, das mit einem Trunk gefüllt war. Als Graf Otto den Inhalt des Hornes näher betrachtete, gefiel er ihm nicht, und er weigerte sich zu trinken.

   

Die Jungfrau redete ihm gut zu: «Trinket nur, lieber Herr, es wird Euch nicht schaden, sondern Euch und dem ganzen Hause samt der Landschaft Oldenburg zum Besten gereichen. Trinkt Ihr aber nicht, so wird Euer Grafenhaus in Zwietracht zerfallen.»

   

Graf Otto trank nicht, sondern schüttete das Nass hinter sich aus. Einige Tropfen spritzten auf den Rücken des Pferdes, und an der Stelle wurde das Haar des Tieres versengt. Als die Jungfrau das sah, verlangte sie ihr Horn zurück. Der Graf aber behielt das Trinkhorn und ritt davon. Graf Otto erzählte seinem Gefolge, was ihm widerfahren war, und nahm das Horn mit nach Oldenburg aufs Schloss. Dort wurde es von seinen Nachfolgern als ein besonderes Kleinod betrachtet und hoch in Ehren gehalten. (1599, nach dem lutherischen Theologen und Geschichtsschreiber Hermann Hamelmann)

   

 

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Die Kabinettausstellung «600 Jahre Wunderhorn» ist bis zum 1. August im Oldenburger Schloss zu sehen. Sie ist geöffnet dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr.

Besuchstermin können online gebucht werden (www.landesmuseum-ol.de).