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In Oldenburg wurde eine Gedenktafel für jüdische Opfer des Nationalsozialismus mit antisemitischen Parolen beschmiert. Vertreter von Stadt, Juden und Christen verurteilen die Tat und rufen zum Engagement für Demokratie auf.

 

 

 

Oldenburg (epd). Die Schmierereien an der Gedenkwand für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg sind nach einem antisemitischen Anschlag vom Dienstag zum großen Teil beseitigt. Nachdem Unbekannte das Mahnmal mit judenfeindlichen Parolen beschmiert hatten, habe eine Reinigungsfirma am Mittwoch die Vorderseite komplett gereinigt, sagte ein Sprecher der Stadt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um letzte Spuren auf der Rückseite zu entfernen, werde die Stadt eine Spezialfirma beauftragen.

 

 

 

Die Polizei hat noch keine Hinweise auf den oder die Täter. Der Staatsschutz werde weiter in alle Richtungen ermitteln, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hofften auf Hinweise von Zeugen.

 

 

 

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, Elisabeth Schlesinger verurteilte den Anschlag scharf. Er solle offenbar Angst schüren und Bedrohung signalisieren. Es sei «unsäglich», dass die Namen der 175 von den Nazis ermordeten Oldenburger Juden entehrt und geschändet worden seien. Noch dazu sei dies in in aller Öffentlichkeit und am helllichten Tag, an exponierter Stelle geschehen, sagte Schlesinger. Sie hoffe, dass die Tat «von einer couragierten Zivilgesellschaft als Appell verstanden wird, sich unerschrocken für den Erhalt von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und freier Religionsausübung einzusetzen».

 

 

 

Elke Heger, Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, zeigte sich geschockt, dass gerade in Oldenburg ein solcher Anschlag passiert sei. Sie wies auf die Jüdischen Studien an der Universität und viele Projekte zur Erinnerungskultur hin. Sie selbst habe Überlebende und Verwandte der ermordeten Juden zur Gedenkwand begleitet. «Ich habe ihre Tränen gesehen und ich schäme mich dafür, dass die Namen jetzt so geschändet wurden.»

 

 

 

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Oldenburg hat für den Mittwochabend zu einer Protest-Kundgebung vor dem Mahnmal aufgerufen. Er erwarte 50 bis 100 Teilnehmende, sagte Klaus Thörner, Vorsitzender der Gesellschaft. Es sei wichtig, gegen den zunehmenden Antisemitismus immer wieder die Stimme zu erheben, egal ob er aus der Neonazi-Ecke stamme oder arabisch geprägt sei. In Schulen und auch in Integrationskursen müsse viel mehr für Antisemitismus-Prävention getan werden, forderte der Vorsitzende

 

 

 

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) hatte sich noch am Dienstag bestürzt über den Anschlag gezeigt. Er sei erschüttert «über diese Tat, die das Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus auf schändliche Weise beschmutzt. Ich verurteile diesen sinnlosen Anschlag aufs Schärfste.» Die Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde sei unerschütterlich, sagte Krogmann. «Wir werden nicht nachlassen, antisemitischem Gedankengut entgegenzutreten.»