Bremen (epd). Propagandabilder aus der Reformationszeit sind das Thema einer Ausstellung, die am Freitagabend im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft eröffnet wurde. Der Konflikt um Reformation und Gegenreformation sei in erster Linie als Krieg der Bilder ausgetragen worden, weil die meisten Menschen damals noch gar nicht lesen konnten, sagte zum Auftakt der Bremer Sozialwissenschaftler Stephan Leibfried. «Schiffe waren dabei ein zentrales Symbol.»
So sind in der Schau bis zum 16. Juni historische Schiffsmotive zu sehen, die unter dem Motto «Eingerollte Segel und volle Fahrt» den Medienkrieg der Reformationszeit illustrieren. Leibfried und der Göttinger Pastor und Pastoralpsychologe Wolfgang Winter haben das Bildmaterial des 16. Jahrhunderts zusammengetragen. «Die von den Kirchenschiffen erzählten Geschichten sind keine leicht verdauliche Kost», sagte Bremens leitender evangelischer Theologe Renke Brahms.
«Sie dienten als konfessionelle Kampfbilder, wiesen auf Feinde und apokalyptische Bedrohungen hin und beschrieben den Untergang des Gegners», verdeutlichte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. Sie erinnerten an die von äußerster Gewalt und unzähligen Toten geprägten Konfessionskriege. Dafür könnten die Kirchen heute «nur große Scham empfinden», betonte Brahms, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
Über die innerchristlichen Auseinandersetzungen hinaus mahne die Ausstellung in der Gegenwart dazu, im Verhältnis der Religionen Annäherung zu suchen und Grenzen zu überwinden. «Die Begegnung der Religionen, der Dialog, der vielleicht auch mühsame Weg der Suche nach Gemeinsamkeiten ohne Verkennung der Unterschiede ist ohne Alternative, wollen wir in Frieden miteinander leben.» Was für die Begegnung der Religionen gelte, gelte genauso für alles Fremde - «sei es eine Kultur, eine Lebensform oder eine Meinung».
Die Ausstellung war gleichzeitig Auftakt eines Symposiums in der Bürgerschaft zum Verhältnis von Staat und Kirche vor dem Hintergrund der Reformation. Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.