Zum Hauptinhalt springen

Bremen/Hannover (epd). Mit Autokorsos haben Menschen in Bremen und Hannover am Dienstag gegen Untersuchungshaft für den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel in der Türkei protestiert. In Hannover fuhren nach Polizeiangaben 19 Autos mit rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hupend durch die Straßen. Auf Zettel mit dem Konterfei des Journalisten zeigten sie ihre Solidarität mit Deniz Yücel. In Bremen beteiligten sich laut Polizei 20 Autos. Insgesamt fanden Autokorsos in zehn deutschen Städten statt. Dazu aufgerufen hatte der Deutsche Journalisten-Verband.

Ein Haftrichter in Istanbul hatte am Montagabend entschieden, dass der Korrespondent der Tageszeitung «Die Welt» nach knapp zwei Wochen im Polizeigewahrsam in Untersuchungshaft muss. Der 43-Jährige Yücel besitzt die türkische und deutsche Staatsbürgerschaft. Nach Angaben der Polizei wird gegen ihn wegen «Propaganda für eine terroristische Vereinigung» und «Aufwiegelung der Bevölkerung» ermittelt. Der Korrespondent hatte sich am 14. Februar freiwillig der Polizei gestellt, um Fragen zu seinen Berichten über eine Hacker-Attacke zu beantworten.

Deutsche Politiker reagierten schockiert auf die Anordnung der Untersuchungshaft für Yücel. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) stellte die Annäherung der Türkei an die EU infrage. Wer Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit systematisch untergrabe, entferne sich von den Grundwerten der EU, sagte Maas der «Welt» (Online-Ausgabe).

Auch Medien und Journalisten-Organisationen machten ihre Solidarität deutlich. Mit einer ganzseitigen Anzeige in mehreren Tageszeitungen forderten Journalisten und Autoren «Freiheit für Deniz!» Die Organisation «Reporter ohne Grenzen» erklärte, die Bundesregierung dürfe nichts unversucht lassen, um den Journalisten freizubekommen. Die Autorenvereinigung PEN kündigte an, für die Freilassung Yücels kämpfen zu wollen.

Die ARD-Fernsehchefredakteure und -Kulturchefs erklärten: «Wenn Journalisten wie Staatsfeinde behandelt werden, können wir nicht schweigen.» Auch rief das Internationale Auschwitz Komitee rief in einem Appell dazu auf, die Pressefreiheit zu verteidigen.