Hannover/Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, fordert Aufsichtsgremien für digitale Medien. Als Vorbild nannte er im Interview mit dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Dienstag) die Kontrollgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. «Wir brauchen eine Ethik für die digitalen Medien», betonte der bayerische Landesbischof. «Da sind wir, weil vieles so neu ist, noch ganz am Anfang. Wir müssen die neuen Medien verantwortlich gestalten.»
Nach den Worten Bedford-Strohms wurden gute Erfahrungen gemacht mit dem öffentlich-rechtlichen System, das durch pluralistisch zusammengesetzte Gremien begleitet werde. «Wir bräuchten für das Internet und die sozialen Netzwerke ähnliche Mechanismen, die die gesellschaftliche Verantwortung ständig aufs Neue einklagen. Das gehört mehr ins Zentrum der Diskussion.» In der ARD gibt es die Rundfunkräte, im ZDF den Fernsehrat. In ihnen sind Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen vertreten.
Der Ratsvorsitzende sagte weiter, es sei wichtig, auch «die Geschichten der Hoffnung und des Gelingens» zu erzählen. Durch die neue mediale Dynamik spielten allerdings die Skandalisierung, die Empörung, der Hass und zum Teil auch der blanke Unsinn eine größere Rolle als bisher. «Das macht mir Sorgen», sagte Bedford-Strohm. Wenn Algorithmen die schlechten Nachrichten aus kommerziellen Gründen immer mehr hochspülten, entstehe ein schiefes Bild. «Wir müssen die öffentliche Kommunikation wieder rückbinden an das, was im Zentrum des Grundgesetzes steht und auch im christlichen Glauben fest verankert ist: die Menschenwürde.»
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