Ein kühler und sonniger Herbstmorgen bildete den Rahmen für den Abschluss der Interkulturellen Woche (IKW) in Oldenburg. Mit einem zentralen Gottesdienst feierten Akteure und Vertreter beteiligter Organisationen die gelungene Woche und bekräftigten noch einmal das Motto: Wer offen ist, kann mehr erleben.
Die bundesweit jährlich stattfindende IKW ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten, Migrantenorganisationen und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 500 Städten und Gemeinden wurden rund 4.500 Veranstaltungen durchgeführt. Der Tag des Flüchtlings ist Bestandteil der IKW.
Bischof Jan Janssen, der den Gottesdienst gemeinsam mit Pfarrerin Silke Steveker zelebrierte, dankte den Mitwirkenden in den Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen für ihren Einsatz. Die IKW habe, so Janssen, Begegnungen ermöglicht, die unseren Horizont weiten.
Das bestätigten auch Pfarrerin Brigitte Gläser, Pfarrer Olaf Grobleben, Theo Lampe und Gesche Poppe. Sie hielten die Interkulturelle Woche für notwendiger denn je, sprachen sich gegen Das Boot ist voll-Debatten aus und seien dankbar für die während der IKW gemachten Erfahrungen, so der gemeinsame Tenor. Begleitet wurden die Statements von Uwe Heger und seiner Klarinette.
Auch die Teilnehmer des Gottesdienstes spürten selbst noch einmal den Geist der Woche, als sie mit der Orgel von Tobias Götting begleitet, das Lied Lobe den Herrn auf deutsch, englisch, französisch, niederländisch und plattdeutsch sangen.
Bischof Jan Janssen ging in seiner Predigt auf die Neigung der Menschen ein, ihr Umfeld in Schubladen einzuordnen und darauf Etiketten zu kleben. Für sich selbst ließen es die Menschen aber nicht zu, bestimmten Clustern zugeordnet zu werden. Nein. In der Enge der Schubladen und im Sortiment ganzer Regale beanspruchen wir doch unsere persönliche Freiheit, lieben es, unsere Eigenheiten und Eigenschaften zu haben, ja, wollen gerade anders als die anderen sein, unabhängige, freie Individuen. Diese wörtlich Unteilbaren wollen eben gern auch Un-ein-teilbare sein, frei von all diesen politischen, kulturellen, religiösen und mentalen Etiketten, so der Oldenburger Bischof.
Das Wohlsortierte und diese schön nach Farben und Formen geordneten Sortimente würden das Denken so einfach machen. Und innerhalb einer Sorte entstünde der Eindruck, dass alle Einsortierten schön gleich und konfliktfrei miteinander zurecht kommen würden.
Doch diese Sichtweise wollte Bischof Janssen in dem vielstimmigen, mehrsprachigen, ökumenischen und interkulturellen Miteinander der aktuellen Lebenswelt nicht gelten lassen und erinnerte an die Schöpfungsgeschichte. Je mehr sich die Schöpfung entfalte, desto öfter ergehe das Urteil Gottes, das allen Geschöpfen Komplimente mache: Und Gott sah, dass es gut war (Gen 1,4-31), heiße es siebenmal. Gleich zehnmal heiße es dazu im gleichen Abschnitt, dass Gott all das geschaffen habe, ein jedes nach seiner Art. Also je besonders und eigenartig, ein Lob der Artenvielfalt!, so Bischof Janssen. Darum müsse es gerade Platz für die Sonderbaren geben, und erst recht für die Wunderbaren.
Auch für modernes Miteinander fand der Bischof eine biblische Anregung. In einer globalisierten Welt seien die Fernen längst zu neuen Nachbarn geworden. Der längst von den Kulturen beschrittene gemeinsame Weg müsse am Ende in einer Art Wohngemeinschaft enden, den bereits der Epheserbrief skizziert habe: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist (Eph 2,19-20).
Bischof Janssen forderte die Besucher des Abschlussgottesdienstes auf: Trauen wir uns doch, vom Gebot Gottes gerufen und von Jesu Zuspruch ermutigt, diese Mitbürgerschaft und Hausgenossenschaft gemeinsam mit allen zu leben.
Bernd Götting