Oldenburg/Bremen (epd). Mit dem Erklärbuch «Karfreitag und Ostern» will der frühere Oldenburger Oberkirchenrat Rolf Schäfer Appetit auf den den norddeutschen Bildhauer Ludwig Münstermann machen. Rund 100 Jahre nach Martin Luther (1483-1546) habe Münstermann mit seinen Altären und Statuen in den Kirchen ein evangelisches und religionspädagogisches Bildprogramm geschaffen, sagte Schäfer am Donnerstag. In dem neuen Buch stellt der Kirchenhistoriker ausgewählte Kunstwerke im Oldenburger Land vor und gibt Hinweise zur Entschlüsselung der münstermannschen Bilder.
Die Themen Passion, Kreuzigung und Auferstehung seien die zentralen Themen der Altäre Münstermanns, erläuterte Schäfer. Die Advents- und Weihnachtsgeschichte rücke dagegen buchstäblich an den Rand der oft mehrere Meter hohen Kunstwerke. Der Ausnahmekünstler habe in der Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648) gewirkt, in der die Leidensgeschichte Jesu mit seiner Auferstehung den Menschen Mut und Hoffnung gemacht habe.
Münstermann wurde um 1560 oder 1575 wahrscheinlich in Bremen geboren, hatte in Hamburg eine Werkstatt und starb um 1638. Aus seiner Werkstatt stammen viele religiöse Kunstwerke in Norddeutschland. Dazu gehören die Altäre in Rodenkirchen, Hohenkirchen und Varel. Er gilt als bedeutendster Vertreter des nord- und mitteldeutschen Manierismus. Münstermann habe in einer Zeit gewirkt, in der vielerorts noch der Bildersturm nachwirkte und es kaum Künstler gab, die figürliche Kunst in die Kirchen brachten, sagte Schäfer.
Experten vergleichen Münstermanns Darstellungen oft mit Comic-Zeichnungen. Die Altäre, Kanzeln und Taufen ähnelten «Wimmelbildern». Die Figuren seien wie in einer Momentaufnahme an den erzählten biblischen Geschichten aktiv beteiligt und verdeutlichten lutherische Theologie. Zu Münstermanns Zeiten seien noch viele Menschen Analphabeten gewesen. Wie Luther habe Münstermann mit seiner Kunst den Menschen einen Zugang zur Bibel eröffnet. 2018 wurde in Oldenburg die Ludwig-Münstermann-Gesellschaft gegründet.