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Die Aufnahme vieler Flüchtlinge hat an Weihnachten die Botschaften in den Kirchen geprägt. Die Bischöfe riefen zur Hilfe und Fürsorge auf, wandten sich aber auch gegen Krieg und fremdenfeindlichen Hass.

 

Hannover/Bremen (epd). Die Bischöfe und kirchlichen Repräsentanten in Niedersachsen und Bremen haben an Weihnachten zu Barmherzigkeit gegenüber Flüchtlingen aufgerufen. In der Marktkirche in Hannover würdigte der evangelische Landesbischof Ralf Meister die große Hilfsbereitschaft der Deutschen. «2015 ist Deutschland ein Weihnachtsland geworden», sagte er an Heiligabend. «Hunderttausende haben Tür und Tor geöffnet und Herberge angeboten, wo Menschen ihre Heimat verlassen hatten.»

 

Skeptisch äußerte sich Meister zum Krieg in Syrien. Die weihnachtliche Hoffnung vom Frieden auf Erden müsse «gegen allen Anschein festgehalten werden, auch wenn uns gegen den teuflischen IS zurzeit keine anderen Antworten einfallen als kriegerische Gewalt». In einem ZDF-Weihnachtsgottesdienst aus der historischen Stiftskirche in Fischbeck bei Hameln mahnte Meister weitere Hilfen für Flüchtlinge an. Viele Deutsche seien vor 70 Jahren selbst Flüchtlinge gewesen.

 

Im Braunschweiger Dom warnte der evangelische Landesbischof Christoph Meyns vor einer Neiddebatte bei der Integration von Flüchtlingen. Die Kirchen müssten denen entgegenwirken, die eine solche Debatte auf dem Rücken der Flüchtlinge anheizen wollten, sagte er am ersten Weihnachtstag. Zugleich betonte er, dass sozial Schwache nicht Opfer einer Umverteilung von Sozialleistungen werden dürften. «Wir sind mitten in einem Prozess, der unser Land nachhaltig verändern wird», sagte Meyns.

 

Auch der Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen rief zur tätigen Hilfe für Flüchtlinge auf. Diese sei jetzt «vor unserer Haustür» nötig, sagte er in der Oldenburger St. Lambertikirche: «Geben wir ab, teilen wir, was reichen wird, und helfen wir weiter.» Durch den Andrang der Flüchtlinge hätten die Geschichten aus den Medien konkrete Gesichter bekommen. «Nun wird aus Berichterstattung Begegnung, nun kann aus dem Ausblenden neues Einschalten werden.»

 

Im Osnabrücker Dom wandte sich der katholische Bischof Franz-Josef Bode gegen fremdenfeindlichen Gewalt. Er kritisierte «gefährliche Verschiebungen nach rechts» und offenen Hass gegen Fremde. «Vieles davon bleibt in unseren Köpfen bedrückend haften und verstellt zuweilen den Blick für das Ganze», sagte Bode. Er rief zu Toleranz, Fürsorge und Barmherzigkeit auf.

 

Auch der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, rief zur Solidarität mit Menschen auf, die in Not geraten sind. Freundlichkeit und Menschenliebe zu üben nicht nur gegenüber Flüchtlingen, das sei «die größte Weihnachtskunst, zu der wir fähig sind», sagte Brahms in der Bremer Kirche Unser Lieben Frauen. Es gehe immer um das eine Ziel: «Dass es denen bessergeht, die es schlechter haben.»

 

In der Stadtkirche von Bückeburg lobte der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke das Engagement vieler Menschen für Flüchtlinge. Zugleich wandte er sich gegen gesellschaftlichen Erfolgsdruck und plädierte für einen «Mut zur Endlichkeit». In einer Welt des technischen Fortschritts stünden die Menschen heute unter «Siegzwängen». Der Grundzug des Menschlichen sei aber «nicht das Machen und Siegen, sondern ob und wie wir es zulassen, bedürftig zu sein und die Grenzen unserer Handlungsmöglichkeit anzunehmen».

 

Der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle sieht in der großen Hilfe für Flüchtlinge in Deutschland eine Art «Erweckung» in den christlichen Kirchen. «Wir spüren durch diese Herausforderung, wofür wir eigentlich da sind als Christen», sagte er der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». «Das ist ein wunderbarer Aha-Effekt.»