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Die Evangelische Kirche in Deutschland verliert seit Jahren an Mitgliedern. Das trifft auch die kleine Landeskirche Schaumburg-Lippe in Niedersachsen. Ihr Bischof Karl-Hinrich Manzke ruft jetzt zum Gegensteuern auf.

Pollhagen/Kr. Schaumburg (epd). Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe steht nach den Worten von Landesbischof Karl-Hinrich Manzke angesichts von Mitgliederverlusten vor großen Herausforderungen. Die Landeskirche müsse sich «schmerzhaft, aber deutlich der Einsicht stellen», dass sie auf eine Größe schrumpfen könnte, «die nicht ohne weiteres Handlungsfähigkeit mit sich bringt». Dies gelte für den Fall, dass Mitglieder im Umfang wie seit 40 Jahren verloren gingen, sagte Manzke am Wochenende in Pollhagen bei Stadthagen bei der Frühjahrstagung der Synode, des Kirchenparlaments.

Laut Manzke ist die Mitgliederzahl in den 22 Gemeinden der Landeskirche im nördlichen Landkreis Schaumburg auf aktuell 51.500 gesunken. Damit ist Schaumburg-Lippe die zweitkleinste evangelische Landeskirche in Deutschland. Nur die Evangelische Landeskirche Anhalts mit Sitz in Dessau-Roßlau ist mit 35.000 Mitgliedern noch kleiner. Dort ist die Zahl der Gemeinden mit 145 aber deutlich höher. Der Mitgliederverlust in Schaumburg-Lippe entspreche dem in anderen deutschen Landeskirchen, sagte der Landesbischof: «Darauf haben wir uns noch nicht wirklich angemessen eingestellt.»

Manzke rief die Gemeinden dazu auf, «alle Kräfte daran zu setzen, neue Mitglieder zu gewinnen und Menschen neu von der Aufgabe der Kirche in der Gesellschaft zu überzeugen». Sie müssten künftig viel stärker jene Menschen im Blick haben, die die Kirche aus Enttäuschung oder Gleichgültigkeit verlassen hätten. Das Werben um Jugendliche, die sich nicht zum Konfirmandenunterricht anmeldeten, gehöre ebenso dazu wie Besuche bei Neuzugezogenen. Auch müssten die Gemeinden stärker als bisher den Kontakt mit Vereinen und Verbänden vor Ort suchen.

Der Konföderationsvertrag zwischen den evangelischen Kirchen in Niedersachsen laufe bis 2024, erläuterte der Bischof. Dann müsse die Landeskirche eine Antwort auf die Frage geben können, «wie wichtig es uns ist, in der bisherigen Organisationsstruktur weiterzuarbeiten».

Anlässlich der Gemeindekirchenratswahlen im März 2018 beschloss die Synode ein entsprechendes Kirchengesetz. Danach ist nicht wählbar, «wer Mitglied in einer Gruppierung, Organisation oder Partei ist, die sich gegen Schrift und Bekenntnis oder die freiheitlich-demokratische Grundordnung richtet» oder wer diese Gruppierungen aktiv unterstütze. Diese Regelung solle verhindern, dass sich Kandidaten bewerben, die sich zugleich in einer rechts- oder linksextremen Partei engagieren, erläuterte der Präsident des Landeskirchenamtes in Bückeburg, Christian Frehrking.

Dem Kirchenparlament lag zudem ein Bericht über die Qualitätssicherung in den Kindertagesstätten vor. «Das ist für unsere Landeskirche eine zentrale Aufgabe, finanziell und inhaltlich», betonte Synoden-Präsident Klaus-Dieter Kiefer. Die Landeskirche wendet nach seinen Angaben derzeit 630.000 Euro pro Jahr für die Kita-Arbeit auf. Das sei fast doppelt so viel wie noch 2011. In den 15 Kitas der Landeskirche arbeiten bis zu 300 Beschäftigte.