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Bremen/Hannover (epd). Trotz der guten Wirtschaftsentwicklung in Deutschland bleibt Bremen das Bundesland mit dem höchsten Armutsrisiko. Alleinerziehende, Erwerbslose und Rentner sind besonders gefährdet, wie aus dem Armutsbericht 2016 hervorgeht, den der Paritätische Wohlfahrtsverband und weitere Verbände am Dienstag in Berlin vorstellten. In der regionalen Verteilung bleibt Bremen trotz einer leichten Verbesserung auf dem letzten Platz. Niedersachsen liegt knapp über dem Bundesdurchschnitt. Die niedersächsische Landesarmutskonferenz begrüßte den Bericht.

Bundesweit lag die Armutsrisiko-Quote im Jahr 2014 bei 15,4 Prozent und damit 0,1 Prozent unter dem Niveau von 2013. Ob der leichte Rückgang ein Indiz dafür ist, dass das Armutsrisiko insgesamt nicht weiter zunimmt, lasse sich anhand dieser Zahl noch nicht sagen, teilten die Verbände mit. In den vergangenen zehn Jahren ist die Quote von damals 14 Prozent an kontinuierlich gestiegen.

In Bremen sank die Quote um 0,5 Prozentpunkte auf 24,1 Prozent. Damit ging das Risiko im kleinsten Bundesland erstmals seit 2009 wieder zurück, hieß es. Allerdings sei der Abstand zwischen dem Schlusslicht Bremen und dem Land mit der geringsten Armut, Baden-Württemberg (11,4 Prozent), mit 12,7 Prozent sehr groß. Niedersachsen belegt im Länderranking den sechsten Platz mit 15,8 Prozent. Hier sank das Risiko um 0,3 Prozent.

Nach Ansicht der Landesarmutskonferenz Niedersachsen bringt der Armutsbericht den Zustand der deutschen Gesellschaft auf den Punkt: «Wir sind eine geteilte Republik.» Die Spaltung in Arm und Reich sei nach wie vor viel zu hoch. Während in Niedersachsen fast jeder Sechste von Armut bedroht sei, wachse das Vermögen der obersten zehn Prozent rapide. Deshalb müssten die «Superreichen» endlich einen Beitrag für mehr Gerechtigkeit leisten, sagte Lars Niggemeyer vom Deutschen Gewerkschaftsbund: «Wir fordern höhere Steuern auf hohe Einkommen, Vermögen und Unternehmensgewinne.»

Nach dem Bericht liegt die Kinderarmutsquote mit 19 Prozent weiterhin deutlich über dem Durchschnitt. Erstmals liegt auch die Armutsrisiko-Quote von Rentnern mit 15,6 Prozent über dem Durchschnitt.

Die Armutsschwelle ist von Land zu Land verschieden. EU-weit gilt, dass armutsgefährdet ist, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. In Deutschland liegt die Schwelle für Alleinstehende bei 917 Euro im Monat, für einen alleinerziehenden Elternteil mit einem Kind unter sechs Jahren bei 1.192 Euro und für ein Paar mit einem kleinen Kind bei 1.651 Euro. Die Schwelle variiert nach dem Alter der Kinder und beträgt etwa für Paare mit zwei älteren Kindern rund 2.100 Euro.