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Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Im Centerpark in Tossens galt das in diesem Jahr nicht nur für die Mitarbeitenden der Ferienanlage, sondern auch für die „Ferienpastoren“, die dort im Auftrag der oldenburgischen Kirche im Einsatz waren. Unter ihnen war auch Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk, die Ende August eine Woche lang in Tossens im Einsatz war.

Während die Urlauberseelsorge auf Wangerooge und in Schillig eine lange Tradition hat, war das Angebot in Butjadingen seit einigen Jahren unterbrochen. Als dann die Anfrage seitens des Centerparks und der Kurverwaltung kam, stellte die oldenburgische Kirche ein Angebot auf. Acht Wochen lang waren insgesamt vier „Ferienpastoren“ im Einsatz.

„Von Kinderanimation bis zu Einzelgesprächen mit Urlauberinnen und Urlaubern habe ich in dieser Woche alles erlebt“, berichtet Lenk über ihre Erfahrung. Muscheldosen mit 87 Kindern zu basteln, war für die Oberkirchenrätin eine neue Herausforderung. Über die Kinderbetreuung seien aber auch sehr schnell Kontakte zu den Eltern entstanden.


„Immer wieder bekam ich zu hören: Wie toll, dass Kirche hier vor Ort ist“, freut sich Lenk über die positiven Rückmeldungen. Diese machten deutlich: Die Urlauberseelsorge ist in Zeiten von Relevanzverlust für die Kirche eine große Chance, um Kontakt zu den Menschen zu bekommen.

 

Gerade im Urlaub, wenn das Geländer des Alltags fehle und sich die Partnerschaft in einer Ausnahmesituation befänden, seien die Menschen dankbar über die Möglichkeit für ein intensives Gespräch mit einem Seelsorger. Auch für die Mitarbeitenden sei sie schnell Ansprechpartnerin geworden, berichtet Lenk.

Zu der Mitarbeit im Centerpark und den Gesprächen kamen Veranstaltungen, die die teilnehmenden Pastorinnen und Pastoren selbst gestalteten. Oberkirchenrätin Lenk bot unter anderem eine Radtour zum Sonnenaufgang an. Ein ganz besonderes Erlebnis.

Nach ihrem Einsatz sieht Lenk sich in ihrer vorab erwarteten Einschätzung bestätigt: „Wer sich hier engagiert, ist so beschäftigt, dass halbe halbe nicht herauskommt.“ Damit meint sie die EKD-weite Regelung, dass Urlauberseelsorger für ihren Einsatz zur Hälfte Urlaub nehmen. Nach Lenks Einschätzung entspricht der Aufwand in der Urlauberseelsorge dem im Gemeindepfarramt. „In der oldenburgischen Kirche wird deshalb keine Pfarrerin und kein Pfarrer für diesen Einsatz Urlaub nehmen“, betont sie und will dieses Thema auch bei der nächsten Personaldezernenten-Konferenz ansprechen.

 

„Natürlich müssen wir uns überlegen, was es finanziell bedeutet, wenn wir diese Regelung ändern“, weiß Lenk.

 

Zu regeln seien auch die Vertretungen und andere rechtliche Fragen. Aber für sie steht im Vordergrund, dass auch Pastoren verpflichtet sind, sich im Urlaub zu erholen. Dazu müssten sie ihre Rolle als Pastor ablegen können. Das sei während des Einsatzes in der Urlauberseelsorge nicht möglich. Wiederkommen würde Anette-Christine Lenk im nächsten Jahr dennoch gerne.

 

Verbesserungsideen haben sie und die anderen Pastorinnen und Pastoren auch schon. Diese sollen bei einer Evaluation im Oktober besprochen werden. Dann wird es auch darum gehen, ob und wie das Angebot im kommenden Jahr fortgeführt werden kann.

Und vielleicht wird es noch an weiteren Orten Urlaubsseelsorger geben. „Für das kommende Jahr haben wir auch eine Anfrage aus Bad Zwischenahn“, berichtet die Oberkirchenrätin.

Ein Beitrag von Kerstin Kempermann / Evangelische Zeitung

Die Urlauberseelsorge ist für Oberkirchenrätin Lenk eine große Chance für die Kirchen. Sie sieht aber auch den hohen Einsatz der beteiligten Seelsorger. Für diese sei die Zeit keine Erholung.
Die Urlauberseelsorge ist für Oberkirchenrätin Lenk eine große Chance für die Kirchen. Sie sieht aber auch den hohen Einsatz der beteiligten Seelsorger. Für diese sei die Zeit keine Erholung.
Blick auf den Strand von Tossens. Alle Fotos: Kerstin Kempermann / Evangelische Zeitung