Vor dem Nikolaustag am 6. Dezember stellen viele Kinder ihre Schuhe vor die Tür, in der Hoffnung, darin später Geschenke zu finden. Heute werden vor allem Süßigkeiten versteckt. Über ein Brauchtum voll Tradition und im Wandel.
Hannover (epd). Den Nikolaus hat es wirklich gegeben. Zwei Figuren verbinden sich zu der Gestalt. Und schon der historische Nikolaus war als Wohltäter bekannt. Fünf Fakten erzählen von Nikolaus-Schiffen, Knecht Ruprecht und anderen Gefährten und den beliebtesten Geschenken.
Im ausklingenden dritten und im vierten Jahrhundert gab es tatsächlich einen Bischof Nikolaus in Myra, an der Mittelmeerküste der heutigen Türkei. Er soll an einem 6. Dezember gestorben sein, vermutlich im Jahr 343. Außerdem lebte im sechsten Jahrhundert Abt Nikolaus von Sion im kleinasiatischen Lykien. Beide Lebensgeschichten sind wohl miteinander verschmolzen.
Zahlreiche Legenden ranken sich um den Nikolaus. Man erzählte sich, mit dem großen Vermögen, das ihm seine Eltern hinterlassen hätten, habe er Bedürftige unterstützt und Mädchen vor der Prostitution bewahrt. Der Kult um Nikolaus von Myra verbreitete sich spätestens ab dem sechsten Jahrhundert schnell in der ganzen Christenheit.
Die Stiefel werden traditionell am Abend des 5. Dezember, also am Vorabend des Nikolaustages, herausgestellt. Am Morgen des 6. Dezember sind sie dann gefüllt vorzufinden. Ursprünglich bastelten Kinder seit dem 15. Jahrhundert zunächst Schiffchen aus Papier, in die der Heilige seine Gaben legen sollte. Der Brauch nimmt auf, dass der Heilige Nikolaus auch Schutzpatron der Schiffer ist, wie das katholische Bonifatiuswerk auf seiner Internetseite https://nikolaus-von-myra.de erläutert. Später lösten Schuhe und Gabenteller dann das «Schiffchensetzen» ab.
Im vergangenen Jahr wollten die Bundesbürger laut einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland vor allem Lebensmittel in die Stiefelchen stecken. Knapp ein Drittel der Befragten planten, das Fest zum Anlass zu nehmen, um Gaben zu kaufen.
Der Nikolaus ist nicht allein unterwegs. Er wird begleitet von einem «gezähmten Teufel», der zum Beispiel mit einer Rute das Böse bestraft, wie ebenfalls auf der Themenseite des Bonifatiuswerks nachzulesen ist. Am geläufigsten ist dabei der Name Knecht Ruprecht.
Die verschiedenen Gestalten des Knechts Ruprecht haben ihren Ursprung im spätmittelalterlichen Kinderschreck. Seit dem 16. Jahrhundert, verstärkt im 17., kursierten demnach Flugblätter mit Schreckfiguren, die zusätzlich zur elterlichen Erziehung die Kinder zu Frömmigkeit mahnten. Die Namen variieren dabei den Angaben zufolge von Ascheklas, Bullerklas oder Klas Bur in Westfalen oder Norddeutschland bis zum Schwarzen Piet in den Niederlanden. Dieser ist inzwischen umstritten.
Der «Zwarte Piet» hat ein schwarz angemaltes Gesicht. Was den einen als harmlose Tradition gilt, führt inzwischen regelmäßig zu Protesten. Denn andere halten die Figur für nicht mehr zeitgemäß, weil sie aus ihrer Sicht Ausdruck von Rassismus ist. Mittlerweile haben laut dem Internetmagazin «DutchReview» einige Städte in den Niederlanden die Figur aus ihren Nikolaus-Paraden verbannt. Andere setzen auf alternative Kostümierungen.
Wie in den Niederlanden gibt es auch in Deutschland an manchen Orten den Brauch, dass der Nikolaus mit dem Schiff anlandet, vielfach ist das im angrenzenden Nordrhein-Westfalen der Fall. Doch das Spektakel hat sich bis in den Norden verbreitet. So schlüpfte die Schleswiger Bischöfin Nora Steen im vergangenen Jahr im Flensburger Museumshafen in die Rolle. Auch in Lüneburg wird die Aktion seit mehr als 30 Jahren von der örtlichen St. Nikolai-Gemeinde begangen. Ein weiterer Brauch zu Nikolaus wurde in Hamburg wiederbelebt.
Seit 1994 übernehmen dort alljährlich rund um den Nikolaustag drei Schülerinnen oder Schüler das Amt der Kinderbischöfe. Sie verstehen sich als Botschafter für Kinderrechte. Seit 1999 amtieren auch im Göttinger Ortsteil Nikolausberg Kinderbischöfe.
Gleich an mehreren Orten in Deutschland ist der Nikolaus oder auch der Weihnachtsmann zu Hause. Zumindest beantworten dort Helferinnen und Helfer der beiden alljährlich Briefe von Kindern aus aller Welt. Die Orte mit den himmlischen Postämtern haben sprechende Namen wie Nikolausdorf in Niedersachsen, wo die Aktion in diesem Jahr zum 60. Mal stattfindet, Engelskirchen in Nordrhein-Westfalen oder St. Nikolaus im Saarland. Auch im Ausland gibt es Filialen wie im Belgischen Saint-Nicolas in der Rue du Paradis.