Uelsen/Kr. Grafschaft Bentheim (epd). Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, hat alle EU-Staaten aufgerufen, ihren Pflichten in der Flüchtlingskrise nachzukommen. Ihm sei deutlich geworden, dass es «zu der von Bundeskanzlerin Merkel getroffenen Entscheidung, verfolgte Menschen nach Deutschland einreisen zu lassen, momentan keine vertretbare Alternative gibt», sagte er laut Manuskript am Sonnabend bei der Diakonischen Konferenz der Evangelisch-reformierten Kirche im niedersächsischen Uelsen.
«Wenn die Zahl der Menschen, die bei uns Schutz suchen, begrenzt werden soll, geht das nur mit Gewalt», unterstrich Lilie. Solche Maßnahmen relativierten jedoch die universelle Geltung der Menschenrechte in Europa. «Deutschland ist ein wohlhabendes Land, das ausreichende Ressourcen für ihre Aufnahme in dieser Notsituation hat.»
Die Welt werde Europa eines Tages daran messen, «ob wir eine gemeinsame Antwort auf diese humane Jahrhundertkatastrophe gefunden haben oder nicht». Lilie forderte ein europäisches Asylsystem, nachdem alle EU-Staaten nach ihrer Leistungsfähigkeit Verantwortung übernehmen. «So lange nicht alle Länder Flüchtlinge in ausreichendem Maße aufnehmen und integrieren können, müssen die starken Länder in Europa, zum Beispiel Deutschland und Schweden, in Vorleistung gehen.»
Derzeit stünden die großen Herausforderungen bei einer menschenwürdigen Unterbringung und Erstaufnahme der Flüchtlinge im Vordergrund. Gleichzeitig müssten aber auch tragfähige Konzepte für ihre Integration entwickelt werden, mahnte Lilie. Dabei gehe es um Sprachvermittlung, Bildung, Kita- und Arbeitsplätze und Wohnraum. Die Diakonie arbeite bereits zusammen mit anderen Wohlfahrtsverbänden an solchen Konzepten.
Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 180.000 Mitglieder in 145 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu. Sie ist eine der bundesweit 20 evangelischen Landeskirchen.