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Der palästinensische Bischof Azar hat in einem Gottesdienst in Jerusalem für einen Eklat gesorgt. In Anwesenheit einer Delegation aus NRW sprach er mit Blick auf den Krieg in Nahost von «Völkermord». Eine Reaktion gab es auch von der EKD.

 

Jerusalem/Hannover (epd). Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, Sani Ibrahim Azar, hat mit seiner Predigt in einem internationalen Gottesdienst zum Reformationsfest in Jerusalem Empörung ausgelöst, da darin von «Völkermord» die Rede war. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, der mit einer Delegation des NRW-Landtages vor Ort war, verließ den Gottesdienst aus Protest.

Aus Solidarität blieb die komplette NRW-Delegation um Landtagspräsident André Kuper (CDU) dem Empfang nach dem Gottesdienst fern. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierte am Sonntag mit einer kritischen Stellungnahme.

Bischof Azar hatte in seiner Predigt in der Jerusalemer Erlöserkirche gesagt: «Heute erwarten die Menschen in Palästina von uns, dass wir uns gegen Ungerechtigkeit aussprechen, wo immer sie auftritt.» Die Kirche reformiere sich ständig, erklärte er und stellte die Frage: «Aber wie sieht Reformation nach zwei Jahren Völkermord aus?» Wenn die internationale Gemeinschaft das Leiden der Palästinenser ignoriere oder palästinensische Christen aus ihrer Heimat vertrieben würden, sei das «ein Aufruf zur Reformation».

Zentralrats-Vize Lehrer sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach dem Gottesdienst, er sei nicht bereit, die «Einseitigkeit der Sichtweise» ohne Erwähnung des Überfalls der palästinensischen Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober 2023 zu akzeptieren. Die NRW-Delegation äußerte sich am Samstag in einer Stellungnahme «entsetzt» über die Wortwahl des palästinensischen Bischofs und distanzierte sich ausdrücklich. «Für mich persönlich und für uns als Deutsche ist solch eine Wortwahl nicht akzeptabel und auch nicht hinnehmbar», sagte NRW-Landtagspräsident Kuper dem epd.

 Am Sonntag distanzierte sich auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) «deutlich von dem Sprachgebrauch durch Bischof Azar». «Der von ihm verwendete Völkermord-Begriff trägt zur Spaltung bei und steht einer Verständigung und Versöhnung entgegen», erklärte ein EKD-Sprecher in Hannover. Ihre Position habe die EKD auch gegenüber der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land zum Ausdruck gebracht.