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Osnabrück (epd). Der Berliner Erziehungswissenschaftler Wolfgang Tietze hat während des Kongresses «Bewegte Kindheit» in Osnabrück eine Qualitätsoffensive in deutschen Kindertagesstätten gefordert. Seit den 1990er Jahren habe sich die Qualität der Betreuung von Kleinkindern in den Kitas nicht verbessert, sagte Tietze bei der am Sonnabend zu Ende gegangenen bundesweit größten Tagung zur frühkindlichen Bildung. Zwei Drittel lägen im mittleren, zehn Prozent sogar nur im unzureichenden Bereich.

Es sei erwiesen, dass Kinder, die eine qualitativ gute Einrichtung besucht hätten, bis zu einem Jahr Entwicklungsvorsprung vor anderen Kindern hätten, betonte der Experte für Kleinkindpädagogik. Die positiven Effekte setzten sich fort in der Schullaufbahn bis hin zur Berufstätigkeit und der Höhe des Einkommens.

Die Verbesserung der Qualität werde in den kommenden Jahren einen ähnlichen «Kraftakt» mit ähnlichem finanziellen Aufwand erfordern, wie in der jüngsten Vergangenheit für den Ausbau der Krippenplätze benötigt wurden, prophezeite Tietze. Ein entscheidender Faktor sei die Verbesserung des Personalschlüssels. Allerdings dürften die derzeit nicht optimalen Rahmenbedingungen nicht als Ausrede gelten. Mit klugen pädagogischen Konzeptionen und einem guten Personal- und Zeitmanagement könnten Kitas auch jetzt schon gute Arbeit leisten.

Zudem müsse das gesamte Team einer Kita in Form von Inhouse-Schulungen umfassend fortgebildet werden. Das sei besser, als für bestimmte Fachbereiche wie Kunst, Musik oder Bewegung Spezialisten in die Häuser zu schicken. So hätten etwa die teuren Sprachfördermaßnahmen, bei denen ausgebildete Kräfte die betroffenen Kinder einzeln unterrichtet hätten, so gut wie keine langfristigen Erfolge gebracht. Lern- und Fördermethoden, die in den Alltag eingebettet seien und sich am Interesse des Kindes orientierten, seien weitaus wirksamer.

Beim neunten Kongress «Bewegte Kindheit» der Uni Osnabrück und des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung hatten sich mehr als 3.000 Pädagogen, Erzieherinnen und Therapeuten sowie internationale Wissenschaftler über die Bildung von Vor- und Grundschulkindern ausgetauscht.

Internet: www.bewegtekindheit.de