Oldenburg (epd). Die Pflege alter und kranker Menschen muss nach Ansicht des Ethik-Beauftragten der oldenburgischen Kirche, Pastor Olaf Grobleben, menschlicher werden. Um das zu erreichen, müssten die Pflegenden an ihrem Arbeitsplatz beispielsweise von Dokumentationspflichten entlastet werden, sagte der Theologe am Sonnabend dem Evangelischen Pressedienst (epd). Grobleben äußerte sich im Anschluss an eine Fachtagung der Akademie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.
«Die Pflegekräfte müssen wieder mehr Zeit haben, um sich mit Wärme und Fürsorge um die ihnen anvertrauten Menschen kümmern zu können», betonte der Ethikexperte. Die Träger von Pflegeeinrichtungen und die Politik seien aufgefordert, dafür die betrieblichen und politischen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Grobleben begrüßte, dass der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Pflege zur Chefsache erklärt habe. Außerdem befürworte er die von der rot-grünen Landesregierung geplante Pflegekammer, zu der alle examinierten Pflegekräfte gehören sollen. Unternehmen und Gewerkschaften sowie die Opposition im Landtag lehnen eine Pflegekammer ab.
Grobleben zufolge sollten bereits Pflegeschüler lernen, mitfühlend auf Menschen zuzugehen. «Oft werden die pflegebedürftigen Menschen im Alltagsstress zu bloßen Objekten.» Dann komme die wichtige menschliche Zuwendung zu kurz.
Pflegende müssten früh ein Gefühl für die Verletzbarkeit ihrer Patienten entwickeln und dies auch nach vielen Arbeitsjahren aufrecht erhalten. Dies sei eine Herausforderung für die Ausbildung. Insgesamt sei die Pflege jedoch «auf einem guten Weg», sagte der Theologe. «Das Problembewusstsein ist auf allen Ebenen vorhanden.» Das heiße jedoch auch, dass noch vieles verbessert werden könne.