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Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat das Schreiben «Amoris laetitia» (Die Freude der Liebe) zur Familie von Papst Franziskus begrüßt. «Papst Franziskus unterstreicht erneut, dass barmherzige Liebe nicht abstrakten moralischen Normen geopfert werden darf», erklärte der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, am Sonnabend. Indem sich das Oberhaupt der Katholiken für eine Ethik des Mitgefühls stark mache und selbstkritisch vor kalter Schreibtisch-Moral warne, weise die Schrift weit über das eigene Themenfeld hinaus und könne in dieser Perspektive auch von evangelischen Christinnen und Christen bejaht werden.

In dem am Freitag veröffentlichten Schreiben fordert der Papst die katholische Kirche zu mehr Realismus im Umgang mit Familien auf. Gläubigen müsse mehr Raum für Gewissensentscheidungen gegeben werden.

Bedford-Strohm betonte, es gebe in dem Schreiben zwar nirgends eine neue Positionierung in den klassischen Fragen zur Ehescheidung, konfessionsverbindenden Ehen, Homosexualität, Empfängnisverhütung oder Sexualität vor der Ehe. Doch der Papst mahne einen «Geist der Unterscheidung» an. In dem 188 Seiten langen Papier vermied Franziskus konkrete Vorgaben beispielsweise für eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. Mit Blick auf Homosexuelle forderte er die Katholiken aber auf, solche Lebensweisen anzuerkennen, die den Partnern Stabilität und Halt geben. Eine Gleichstellung mit der Ehe schloss er jedoch aus.

Der EKD-Ratsvorsitzende zeigte sich beeindruckt vom Diskussionsprozess in den Jahren 2014 und 2015, der dem Schreiben vorausgegangen war. «Die breite und mutige Debatte innerhalb der römisch-katholischen Schwesterkirche haben wir in tiefer ökumenischer Verbundenheit erlebt», sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.

«Auch wenn wir als evangelische Christen in manchen ethischen Fragen anders urteilen, können wir den Grundton der Güte und Einfühlsamkeit gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen dankbar mittragen.» In dem Schreiben würden die Dimensionen von Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Verantwortung, die nach evangelischer Auffassung Ehe und Familie prägten, ein einer Weise entfaltet, dass auch evangelische Christen dies würdigen könnten.

In seinem Schreiben fasst Papst Franziskus die kontrovers geführten Diskussionen der beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie zusammen, die in den vergangenen zwei Jahren im Vatikan getagt hatten. Da diese nur beratenden Charakter haben, zieht der Papst seine eigenen Schlussfolgerungen.