Hannover (epd). Der Esoterik-Experte Matthias Pöhlmann hat vor einer zunehmenden Vermischung zwischen rechtsextremen und esoterischen Strömungen gewarnt. Homöopathie-Anhänger, Verschwörungsgläubige, Naturmedizin-Anhänger und Reichsbürger bildeten vielfach auch in Niedersachsen eine «bunte Misstrauensgemeinschaft», sagte der Weltanschauungsbeauftragte der bayerischen Landeskirche am Donnerstagabend bei einem Vortrag in Hannover. Esoterische Bewegungen seien daran beteiligt, Feindbilder zu etablieren und die Gesellschaft zu spalten.
«Esoterik und Verschwörungstheorien bilden ein Zwillingspaar», sagte der evangelische Theologe. Dies sei besonders während der Proteste gegen die Anti-Corona-Maßnahmen deutlich geworden. Den Erfolg der Bewegung spüre er inzwischen bei seinen Vorträgen. Wenn er vor zehn Jahren über krude Ansichten esoterischer Gruppen berichtet habe, hätten die Zuhörer noch gelacht: «Heute sagen viele: Ich habe das Problem in der Familie.»
Nicht jede Form von Esoterik sei gefährlich, erläuterte der Experte. Allerdings gebe es grundsätzlich eine hohe «Anschlussfähigkeit» an antidemokratische Kreise. So verbinde die ursprünglich aus Russland stammende Anastasia-Bewegung die Sehnsucht vieler Menschen nach einem Leben im Einklang mit der Natur mit völkischem und rassistischem Gedankengut.
Pöhlmann erinnerte auch an eine ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete aus dem Verschwörerkreis der «Patriotischen Union», die in ihrem Abgeordnetenbüro eine Astrologin beschäftigt haben soll. In der Corona-Krise hätten esoterische Impfgegner als Schutz vor einer Infektion empfohlen, über bestimmten Zahlen «zu pendeln». Ausdrücklich warnte der Experte auch vor Fürsprechern der «Germanischen Neuen Medizin».
Zwischen Esoterik, Rechtsextremismus und Reichsbürger-Bewegung gebe es unter anderem deswegen so viele Schnittmengen, weil ihre Vertreter sich im Besitz von «höherem Wissen» wähnten, das nur eingeweihten Menschen zur Verfügung stehe. Alle Probleme der Gegenwart ließen sich danach durch böse Drahtzieher im Hintergrund erklären.