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Göttingen (epd). Schulküchen und -mensen sollten nach Ansicht der Haushaltswissenschaftlerin Elisabeth Leicht-Eckhard bei der Zubereitung von Mahlzeiten grundsätzlich auch religiöse Speisevorschriften beachten. Die Umsetzung sei allerdings mit Aufwand verbunden und in kleinen Küchen oft nicht zu leisten, räumte die Osnabrücker Professorin am Donnerstag beim 9. Deutschen Kongress Schulverpflegung in Göttingen ein. Wichtig sei es daher, den tatsächlichen Bedarf rechtzeitig zu ermitteln.

Nach Rücksprache mit Schülern, die nicht-christlichen Religionsgemeinschaften angehörten, seien bei der Essenzubereitung zudem oft Kompromisse möglich. Entscheidend für eine Akzeptanz von Speisen sei auch ein transparentes Vorgehen von Küchen und Schulleitungen, sagte Leicht-Eckhard. Bei den muslimischen Speisevorschriften gebe es etwa neben erlaubten und verbotenen Nahrungsmitteln eine «Grauzone des Verpönten». Im Buddhismus seien die meisten Speisevorschriften nicht eindeutig festgelegt, überdies beträfen sie nur Mädchen und Jungen ab 12 Jahren.

Am Rande der Tagung verlangte der Arzt und Gesundheitspolitiker Ellis Huber, dem Thema Ernährung in der schulischen und vorschulischen Bildung viel Raum zu geben. Kinder und Jugendliche sollten etwa lernen, «wie sie gesundes und lebensfrohes Essen machen und genießen können», sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes der Präventologen und stellvertretende Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Berlin.

«Wenn gesundes Essen erlebt wird, sichert dies die Gesundheit bis ins hohe Alter», sagte Huber. Werde ungesundes Essen zur Gewohnheit, koste das Staat und Krankenkasse später viel Geld und die jungen Leute würden ihres eigenen Lebens weniger froh. «Gesundheitsbildung macht für das Leben stark und dafür braucht es die richtigen Lebensmittel und Lebenskompetenzen», fügte der Gesundheitspolitiker hinzu.

«Gesund Essen, Freude an der Bewegung, mit sich selbst im Reinen sein und die eigene Gesundheitskompetenz erleben, das sind Bildungsziele und konkrete Herausforderungen in der Welt von Coca Cola, Red Bull, Computerspielen oder Internetkommunikation», betonte Huber. Berührung, Begegnung, Genuss und Gestaltungsfreude könnten Bestandteil der Schulverpflegung sein. «Wenn diese lieblos, grau und funktional ohne Lust und Freude abfüttert, legen wir die Grundlagen für die künftigen Gesundheitsprobleme und Krankheiten.»

Gesunde vegetarische oder vegane Ernährung dürfe Kindern keinesfalls aufgezwungen werden, mahnte Huber. Mit dogmatischen oder ideologischen Zeigefingern geht das nicht. Wer auf Salz, Fett, Zucker oder Fleisch durch die Nahrungsmittelindustrie und die alltägliche Werbung konditioniert sei, müsse abgeholt werden. «Vorgaben von oben nützen nichts, gutes Leben lässt sich nicht verordnen, es muss erlebt werden».

Das Deutsche Netzwerk für Schulverpflegung, das den Kongress gemeinsam mit der Stadt Göttingen veranstaltete, vergab ebenfalls am Donnerstag den «Goldenen Teller 2015» für die beste Schulverpflegung an die Göttinger Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule. Täglich werden dort rund 1.200 Mittagessen ausgegeben. Die Schülerinnen und Schüler von 40 bundesweit nominierten Schulen konnten sich im Internet an der Wahl beteiligen. Im vergangenen Jahr hatte die Wilhelm-Bracke-Gesamtschule in Braunschweig den Goldenen Teller bekommen.