epd-Gespräch: Martina Schwager
Hannover (epd). Der Pastoralpsychologe Stephan Lorenz hat davor gewarnt, die Konfirmation mit zu hohen und falschen Erwartungen an die jungen Menschen zu überfrachten. Zwar könne dieses Ritual den Jugendlichen beim Erwachsenwerden helfen, sagte der Theologe vom pastoralpsychologischen Dienst der hannoverschen Landeskirche am Freitag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Aber zuerst müssen sie sich mal von den Eltern und auch von der Mutter Kirche ablösen. Da dürfen beide nicht mit gekränkter Eitelkeit reagieren.»
Insofern markiere die Konfirmation auch den Anfangspunkt eines Prozesses. Eltern sollten das Erwachsenwerden ihrer Kinder auch danach aus der Distanz weiter begleiten, sagte Lorenz. Sie sollten sich bereithalten für die Zeiten, in denen sie gebraucht würden - nicht als vermeintlicher Freund, sondern weiterhin als Eltern. «Denn Jugendliche befinden sich in einem schwierigen seelischen Umbauprozess, in dem sie eigene ethische Überzeugungen entwickeln.»
Eltern sollten ihnen signalisieren, dass sie sich ablösen dürften und dennoch geliebt würden, unterstrich Lorenz. Auch die Kirche sollte nicht mit Vorwürfen reagieren, wenn Konfirmierte erst mal nichts mehr von ihr wissen wollten: «Sie können sich entfernen und trotzdem später wiederkommen.»
Die Konfirmation ist nach den Worten des Theologen in erster Linie ein emotionales Ritual, in dem die Kinder gesegnet werden: «Jugendliche müssen spüren, dass in der Gemeinde Menschen sind, an die sie sich wenden können, die aber auch das Fernbleiben aushalten.» Religion werde durch Vormachen gelernt, nach dem Motto: «Rede nicht ungefragt von deinem Glauben, lebe ihn.»
Wenn Konfirmation den Übergang in die Welt der Erwachsenen bedeute, dann sollten die Konfirmanden auch als erwachsene Gemeindeglieder ernst genommen werden, forderte Lorenz. Da verbiete es sich, an ihren Motiven und Geschenkwünschen herumzumäkeln.
Vielfach werde den Konfirmanden unterstellt, es gehe ihnen nur um die Geschenke und das Geld. «Aber genau das sind doch heute die Insignien der Macht, der Erwachsenengesellschaft. Dann gestehen wir ihnen das doch auch zu.» Wenn Jugendliche zum Konfirmandenunterricht angemeldet würden, stehe sicher ein Bedürfnis dahinter. «Die Herzen erforscht der Herr, nicht der Pastor.»