Die Kirchen verlieren immer mehr Mitglieder, was zwangsläufig zu Veränderungen führt. Doch noch gibt es laut Experten die Möglichkeit, diesen Wandel zu gestalten.
Emden (epd). Die Kirche in Deutschland muss sich aus Sicht der Organisationsexpertin Friederike Erichsen-Wendt verändern, «oder sie wird von außen verändert werden». Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zeige einen so gravierenden Mitgliederschwund, dass die Stabilität der Kirche als Organisation langfristig in Frage stehe, sagte die Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Emden. Sie war Gastrednerin bei der Jahresversammlung der evangelisch-lutherischen Pastorinnen und Pastoren im Sprengel Ostfriesland-Ems, dem Generalkonvent.
Es klaffe eine Lücke zwischen dem, was die Menschen von der Kirchen erwarteten, und dem, was sie sich unter dem kirchlichen Alltag vorstellten, sagte Erichsen-Wendt. Die meisten Menschen hätten Zeitungsbilder von leeren Kirchenbänken vor Augen, wenn sie an Kirchen dächten. Sie wünschten sich aber eine lebendige Gemeinde, die ihren Interessen entspreche, wenn sie ein Bedürfnis nach kirchlicher Begleitung hätten. Darum gebe es noch die Chance, die notwendigen Änderungen selbst zu gestalten.
Die neue Regionalbischöfin des Sprengels, Sabine Schiermeyer, mahnte ein Nachdenken über Veränderungen an: «Wir können dem Kontaktabbruch zu vielen Menschen nur durch konkrete Begegnungen etwas entgegensetzen.» Um die dafür notwendigen Ressourcen zu erhalten, müsse ehrlich geprüft werden, welche Angebote weiterhin sinnvoll seien und von welchen man sich verabschieden müsse. Wichtig seien niedrigschwellige Kontaktmöglichkeiten, wie etwa bei der Kirche unterwegs auf den Campingplätzen. Diese wolle sie wieder stärken und aufbauen, kündigte die Regionalbischöfin an.
Landesbischof Ralf Meister unterstrich, dass es bereits zahlreiche Angebote gebe, «die vor 20 Jahren noch nicht denkbar waren». Meister erinnerte an Aktionen wie die «Trauung to go für Kurzentschlossene» oder Tauffeste, die erstaunlich gut genutzt würden. Damit erfülle die Kirche zwar die Erwartungen der Menschen, doch es entstehe so nur selten eine neue Bindung an die Kirche, gab der Bischof zu bedenken.
Darum sei neben solchen Events einer «Kirche auf Abruf» der christliche Feiertagskalender mit seinen sonntäglichen Gottesdiensten unverzichtbar. «Die Begegnung mit Gott unterliegt nicht der Beliebigkeit», unterstrich Meister. Für sie biete die Kirche die nötigen Bilder, Rahmen, Ordnungen und Ideen. «Wir müssen genau schauen, was die Menschen brauchen und unsere Kirche dahin umbauen.»