Hannover/Oldenburg (epd). Die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge in Deutschland hat an Heiligabend die Weihnachtspredigten der Bischöfe in Niedersachsen bestimmt. In der Marktkirche in Hannover würdigte der evangelische Landesbischof Ralf Meister die große Hilfsbereitschaft der Deutschen. «2015 ist Deutschland ein Weihnachtsland geworden», sagte er laut Redemanuskript. «Hunderttausende haben Tür und Tor geöffnet und Herberge angeboten, wo Menschen ihre Heimat verlassen hatten.»
Skeptisch äußerte sich Meister zum Krieg in Syrien. Die weihnachtliche Hoffnung vom Frieden auf Erden müsse «gegen allen Anschein festgehalten werden, auch wenn uns gegen den teuflischen IS zurzeit keine anderen Antworten einfallen als kriegerische Gewalt». In einem ZDF-Weihnachtsgottesdienst aus der historischen Stiftskirche in Fischbeck bei Hameln mahnte Meister weitere Hilfen für Flüchtlinge an.
Auch der Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen rief zur tätigen Hilfe für Flüchtlinge auf. «Geben wir ab, teilen wir, was reichen wird, und helfen wir weiter», sagte er laut Manuskript in der Oldenburger St. Lambertikirche. Durch den Andrang der Flüchtlinge hätten die Geschichten aus den Medien in diesem Jahr konkrete Gesichter bekommen. «Nun wird aus Berichterstattung Begegnung, nun kann aus dem Ausblenden neues Einschalten werden.» Die Hilfe sei jetzt «vor unserer Haustür» nötig.
In der Stadtkirche von Bückeburg lobte der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke das Engagement vieler Menschen für Flüchtlinge. Zugleich wandte er sich laut Manuskript gegen gesellschaftlichen Erfolgsdruck und plädierte für einen «Mut zur Endlichkeit». In einer Welt des technischen Fortschritts stünden die Menschen heute unter «Siegzwängen». Der Grundzug des Menschlichen sei aber «nicht das Machen und Siegen, sondern ob und wie wir es zulassen, bedürftig zu sein und die Grenzen unserer Handlungsmöglichkeit anzunehmen». Darauf verweise das weihnachtliche Bild vom Kind in der Krippe.
Der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle sieht in der großen Hilfe für Flüchtlinge in Deutschland eine Art «Erweckung» in den christlichen Kirchen. «Wir spüren durch diese Herausforderung, wofür wir eigentlich da sind als Christen», sagte er der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Heiligabend-Ausgabe). «Das ist ein wunderbarer Aha-Effekt.»