Bremen (epd). In der Bremer Friedenskirche ist am Sonntag unter Polizeischutz die Friedensmesse «The Armed Man» des britischen Komponisten Karl Jenkins aufgeführt worden. Etwa 350 Besucher seien zu dem «musikalischen Gottesdienst» gekommen, an dem mehr als 40 Sängerinnen und Sänger sowie ein Projektorchester beteiligt waren, sagte der evangelische Pastor Bernd Klingbeil-Jahr am Sonntag dem epd. Weil während des Oratoriums unter anderem ein Muezzin zum Gebet ruft, hatte der Theologe im Vorfeld aus dem gesamten Bundesgebiet zahlreiche Hassmails erhalten.
Für Klingbeil-Jahr ist diese Kritik nicht nachvollziehbar und weist auf mangelnde Sachkenntnis hin. Das Stück sei ein Appell des Komponisten, gemeinsam für Frieden zwischen Christen, Juden und Muslimen einzutreten, betonte der Pastor. Gerade am Volkstrauertag und in heutiger Zeit komme dem Stück eine besondere Bedeutung zu. «Der Missbrauch von Religion für kriegerische Aktivitäten muss von uns gemeinsam zurückgedrängt werden.»
Jenkins habe das Stück zur Jahrtausendwende unter dem Eindruck der Kriege im ehemaligen Jugoslawien geschrieben, sagte der Theologe. In der Friedensmesse kommen Opfer unterschiedlicher Kriege wie eine Hiroshima-Überlebende zu Wort. Klassische und zeitgenössische Musik verschmilzt mit Texten unterschiedlicher Religionen zu einer Anklage gegen den Krieg.
Während der Messe war die Polizei mit bis zu 30 Beamten vor Ort, sagte Klingbeil-Jahr. Proteste vor der Kirche seien ausgeblieben.
Andernorts hatte die Aufführung bereits zu heftigen Diskussionen geführt. Im Berliner Dom etwa durfte das Werk nicht aufgeführt werden, weil es dem Domkirchen-Kollegium nicht akzeptabel erschien, dass das Glaubensbekenntnis des Islam in einer Kirche laut wird. Auch in der evangelischen Stadtkirche Rotenburg bei Bremen gab es vor knapp zehn Jahren Streit, weil die Kritiker bemängelten, ein Muezzin dürfe nicht in der Kirche singen.