Der Bischof und Theologie-Professor Eduard Lohse galt als Vermittler und Brückenbauer, doch er scheute auch nie das klare Wort. Jetzt starb er im Alter von 91 Jahren. Die Kirchen würdigten am Mittwoch sein Wirken.
Göttingen/Hannover (epd). Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ehemalige hannoversche Landesbischof Eduard Lohse ist tot. Der international renommierte Theologie-Professor starb am Dienstag in Göttingen im Alter von 91 Jahren im Kreis seiner Familie, wie die hannoversche Landeskirche am Mittwoch mitteilte. Er soll am 4. Juli im Kloster Loccum bei Nienburg beigesetzt werden. Die Trauerfeier in der Klosterkirche hält der amtierende Landesbischof Ralf Meister.
Meister würdigte Lohse als «herausragenden Brückenbauer» zwischen theologischer Forschung und kirchlicher Praxis. «Seine Fähigkeit zum Zuhören und sein partnerschaftliches Amtsverständnis ließen ihn in unserer Landeskirche und weit darüber hinaus höchsten Respekt genießen.»
Die EKD nannte Lohse einen beeindruckenden Theologen und leidenschaftlichen Kirchenführer. «Seine unverbrüchliche Liebe zum Evangelium hat sowohl Eduard Lohses wissenschaftliche Arbeit als auch sein Wirken als Landesbischof und Ratsvorsitzender geprägt», schreibt der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in einem Kondolenzbrief. In seinen Ämtern habe Lohse für klare Positionen gestanden, die immer mit seelsorgerlicher Tiefe verbunden gewesen seien.
Lohse führte von 1979 bis 1985 den Vorsitz im Rat der EKD und war damit höchster Repräsentant des deutschen Protestantismus. In seine Amtsperiode fielen unter anderem die friedenspolitischen Debatten um den Nato-Nachrüstungsbeschluss. Von 1971 bis 1988 leitete Lohse als Bischof die größte deutsche Landeskirche, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers.
Drei Jahre lang stand Lohse als Leitender Bischof auch an der Spitze der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Zwölf Jahre leitete er die Deutsche Bibelgesellschaft als Vorsitzender. Der Weltbund der Bibelgesellschaften wählte ihn 1988 zu seinem Präsidenten. Von 1977 bis 2000 leitete er zudem als Abt das Kloster Loccum am Steinhuder Meer, in dessen Konvent er bis zuletzt mitarbeitete. Erst vor wenigen Wochen hatte er noch eine Bibelarbeit vor dem Kirchenparlament in Hannover gehalten.
Der heutige Abt des Klosters und frühere Landesbischof Horst Hirschler würdigte Lohse als herausragenden Landesbischof, versierten Denker und ausgezeichneten Prediger. «Er war ein ganz großer Könner und ein fantastischer Mensch, und dabei immer bescheiden.» Durch seine ruhige und sachliche Art, seine menschliche Zugewandtheit und seine detailgenauen Argumente habe er viel bewegt. Zu Ehren Lohses läuteten am Mittwoch mehrmals die Glocken des Klosters Loccum.
Der 1924 in Hamburg geborene Lohse war von 1956 bis 1971 Professor für Neues Testament in Kiel und Göttingen. Mehrere Universitäten im In- und Ausland haben ihn mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Die päpstliche Universität Gregoriana lud den Protestanten zu Gastvorlesungen ein. Noch in diesem Jahr veröffentlichte er im Kohlhammer Verlag sein letztes Buch «Die Wundertaten Jesu».
2007 wurde er für sein «einzigartiges wissenschaftliches Werk» mit dem Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen geehrt. Anfang November 2010 hielt er im Hamburger Michel die Trauerpredigt für die verstorbene Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD), Hannelore «Loki» Schmidt.