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Leipzig/Hannover (epd). Ein wichtiger Schritt zu mehr Einheit unter den Christen: In Wittenberg will sich die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen an diesem Mittwoch der «Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre» anschließen. Das Dokument gilt als Meilenstein der Ökumene. Katholiken und Lutheraner hatten die Erklärung bereits am Reformationstag 1999 in Augsburg unterzeichnet.
Vertreter von römisch-katholischer Kirche und Lutherischem Weltbund (LWB) hoben darin ihre gegenseitigen Lehrverurteilungen aus der Reformationszeit auf. Später schlossen sich auch Methodisten und Anglikaner der Erklärung an.

   Die Unterzeichnung findet im Rahmen der zurzeit in Leipzig tagenden Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen statt, die rund 80 Millionen reformierte Christen repräsentiert. Die Generalversammlung tritt nur rund alle sieben Jahre zusammen. Das Treffen mit Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern endet am Freitag. Die Geschäftsstelle der Weltgemeinschaft hat ihren Sitz in Hannover.

   Martin Luthers Auslegung der Rechtfertigungslehre war einer der Auslöser der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert. Bei dem Streit ging es um die Frage, wie das durch Sünde gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Gott wieder in Ordnung kommt.

   Zur Zeremonie am Mittwoch in der Wittenberger Stadtkirche wird neben Vertretern aus der weltweiten Ökumene auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erwartet. Wegen der Nähe zu Wittenberg hat die reformierte Weltgemeinschaft im Jahr des 500. Jubiläums der Reformation 2017 bewusst einen Tagungsort in Ostdeutschland gewählt.
Die letzten Generalversammlungen hatten 2010 in den USA und 2004 in Ghana getagt.

   In einem weiteren Dokument, dem «Wittenberger Zeugnis», wollen sich Lutheraner und Reformierte unter anderem zu mehr Einsatz im Kampf gegen ungerechte soziale Strukturen verpflichten. Die reformierte Weltgemeinschaft hat aktuell 233 Mitgliedskirchen, 126 davon haben Delegierte nach Leipzig geschickt. In der Lehre beziehen sich reformierte Christen, anders als etwa die Lutheraner, die theologisch in direkter Nachfolge Luthers stehen, vor allem auf die Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1564).

epd