Hamburg/Hannover (epd). Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann (58) rät Frauen, sich keine großen Sorgen vor dem Alleinsein zu machen. «Gerade Frauen sollten sich selbst nicht so schnell als defizitär empfinden, weil sie keinen Partner haben», sagte die evangelische Reformationsbotschafterin der Frauenzeitschrift «Tina». Sie selbst habe nach ihrer Scheidung keine Angst vor dem Alleinsein gehabt. «Ich habe nichts gegen Partnerschaften - ich finde sie super.» Aber diese Angst vor dem Alleinsein sei unbegründet. «Es geht mir so gut, wie es mir noch nie zuvor im Leben ging. Ich bin so frei wie noch nie.»
Sie selbst könne sich gut vorstellen, später in einem Haus mit mehreren Frauen und Männern ihres Alters zu leben, sagte Käßmann: «Ich spreche nicht von einer Alten-WG, sondern von einem Haus, in dem es mehrere Wohnungen gibt.» Da müsse man sich nicht über den Putzplan streiten. Mit ihren Töchtern wolle sie allerdings nicht zusammenziehen. Sie habe zu viel Angst, sich zu sehr in die Erziehung der Enkel einzumischen, räumt Käßmann ein. «Ich finde es toll, zwei Wochen Urlaub mit meinen Kindern zu verbringen oder sich immer wieder gegenseitig zu besuchen.»
Der Rücktritt vom Bischofsamt vor sechs Jahren nach einer Fahrt unter Alkoholeinfluss in Hannover sei für sie auch die Chance für einen Neuanfang gewesen, sagte Käßmann. Krisen gehörten zum Leben dazu: «Krisen können eine Chance sein, das Leben von einer anderen Seite aus noch einmal neu anzugehen.» Rückschläge seien auch notwendig, um im Leben weiterzukommen. «Ein Mensch, bei dem immer alles glatt läuft, weiß häufig nicht mehr wertzuschätzen, was am Leben schön ist.»