Hannover (epd). Die neue Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge verursacht nach Angaben kirchlicher Finanzexperten keine höheren Kirchensteuern. «Die Kirchen bekommen dadurch nicht mehr Geld», sagte der Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Rolf Krämer, am Montag in einem epd-Gespräch. Es handele sich um eine reine Verfahrensänderung. Künftig würden Banken und Sparkassen auf Antrag in die Erhebung der Kirchensteuer eingeschaltet. Das gelte aber nur für Kapitaleinkünfte wie Zinsen, Dividenden oder Kursgewinne: «Für den ganz normalen Arbeitslohn bleibt alles beim Alten.»
Kirchliche Stellen hatten registriert, dass Kirchenmitglieder wegen der neuen Abgeltungssteuer aus der Kirche ausgetreten waren. «Sie haben sich getäuscht», sagte Krämer. In manchen Fällen zahlten Kirchenmitglieder künftig sogar weniger Kirchensteuer: «Wer einen hohen persönlichen Steuersatz hat, würde nach dem alten Verfahren mehr bezahlen, da die Kapitalerträge künftig nur noch mit 25 Prozent versteuert werden und nicht wie bisher mit bis zu 46 Prozent.» Krämer verantwortet als Vizepräsident den Haushalt der mit rund drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland.
Nach der neuen Regelung werden vom 1. Januar 2009 an Steuern auf Kapitalerträge in Höhe von 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag direkt von den Banken abgeführt. Kirchenmitglieder können ihnen durch besondere Vordrucke ihre Konfession mitteilen und sie beauftragen, auch die entsprechenden Kirchensteuern direkt mit abzuführen. Diese wurden bisher vom Finanzamt im Zuge der Einkommensteuer-Erklärung nach dem persönlichen Steuersatz errechnet, der bis zu 46 Prozent betragen kann.