Bremen (epd). Trotz großer Herausforderungen steigt in der evangelischen Kirche weiterhin die Zahl der Ehrenamtlichen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. "Das ist auch angesichts mancher öffentlicher Debatten ein gutes und wohltuendes Zeichen", sagte der leitende Bremer Theologe Renke Brahms am Mittwoch vor der Frühjahrs-Synode der Bremischen Evangelischen Kirche. Zusammen mit Hauptamtlichen arbeiteten sie teils "bis zu ihrer Belastungsgrenze, um eine Willkommenskultur zu schaffen und eine Willkommensstruktur zu etablieren".
Nach wir vor gehe es darum, Flüchtlinge in menschenwürdigen Gruppen-Unterkünften aufzunehmen, sagte Brahms in seinem Jahresbericht vor der Synode, die in Bremen "Kirchentag" heißt. Aber klar sei auch, dass es mit dem Umzug in eigene Wohnungen neue Herausforderungen gebe. Dort bestehe die Gefahr, dass Flüchtlinge aus dem Blick gerieten und es schwer hätten, sich zurechtzufinden. "Deshalb muss langfristig aus den großen ehrenamtlichen Kreisen, die die Flüchtlingsunterkünfte begleiten, eher so etwas wie eine strukturierte Nachbarschaftshilfe entstehen."
Diese Form der Willkommensstruktur erscheint Brahms "eine große Herausforderung für die nächsten Monate und Jahre zu sein". Nur in der direkten Begegnung schwänden Vorurteile und wüchse Verständnis füreinander, betonte Brahms. "Wir sollten jede Gelegenheit suchen, um miteinander und nicht übereinander zu reden." Deshalb steige auch die Bedeutung des Religionsunterrichtes genauso wie der Stellenwert des interreligiösen Dialogs. "Als Kirche sind wir dafür mit verantwortlich, dass dieser Dialog und diese Begegnungen gelingen", betonte Brahms.
Damit die Stimmung in der Gesellschaft nicht kippt, muss die Politik Brahms zufolge alles dafür tun, um eine Konkurrenz zwischen Menschen in Armut und Flüchtlingen etwa um bezahlbare Wohnungen und Kindergartenplätze zu vermeiden: "Hier ist wohl allen klar, dass es mehr finanzielle Ressourcen braucht, um allen Lebenschancen zu eröffnen."
Deutschland sei verstrickt in einen ungerechten Welthandel genauso wie in konflikttreibende Waffenlieferungen und habe deshalb selbst zu den Fluchtursachen beigetragen, sagte Brahms, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Die Verantwortung Deutschlands für Flüchtlinge "endet deshalb auch nicht an den eigenen Grenzen und auch nicht an den Grenzen der EU."