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Bremen (epd). Stellenwert und Anerkennung von Religion und christlichen Kirchen werden nach Beobachtungen des Bremer leitenden evangelischen Theologen Renke Brahms öffentlich zunehmend infrage gestellt. «Das hängt mit dem Schwinden der Kirchenmitgliedschaft und der religiösen Vielfalt in unserer Gesellschaft zusammen», sagte Brahms zu Beginn einer Tagung zum Staat-Kirchen-Verhältnis, die am Sonnabend im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft andauerte. Dabei spiele aber auch ein verändertes Verhältnis zwischen dem eigenen Glauben und dem säkularen Staat beispielsweise unter Muslimen eine Rolle.

In seiner Analyse sprach der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche von einem ambivalenten Verhältnis zwischen Kirchen, Öffentlichkeit und Politik. «Einerseits begegnet uns zunehmende Unwissenheit, Skepsis und Distanz, andererseits werden Arbeit und Rolle der Kirchen hoch gelobt und geschätzt.»

Gerade in der Flüchtlingsfrage sei wiederholt Lob formuliert worden, aber auch mit Blick auf die Arbeit der Diakonie und im Zusammenhang mit dem 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr: «Es wird wahrgenommen, dass die Kirchen insgesamt noch eine große Institution in der Stadt darstellen und Religion eine wichtige Rolle spielt.»

In Bremen gehört Brahms zufolge heute nur noch etwa die Hälfte der Bevölkerung zu einer der beiden großen Kirchen. «Insgesamt aber zählen noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung zu einer Religion.» Das fordere dazu heraus, die Vielfalt von Religionen und religiös Neutralen wahrzunehmen, «religiöse Menschen dennoch nicht als Minderheit zu betrachten».

Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören derzeit rund 200.000 Mitglieder in 61 Gemeinden. Bis 2030 rechnet die Kirche damit, dass die Zahl ihrer Mitglieder durch Austritte und die demografische Entwicklung um mehr als ein Fünftel zurückgeht. Dann sollen es noch rund 163.000 Mitglieder sein.

Die Tagung in der Bürgerschaft stand im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.