Basteln liegt in der Weihnachtszeit im Trend. Einige Tipps, was es dazu braucht - und wie selbst Anfänger Erfolge feiern.
Hannover/Köln (epd). Wie war das noch mit dem zweiten Vierfachquadrat? Es muss ja nicht gleich der dreidimensionale sogenannte Fröbelstern mit seinem anspruchsvollen Bauplan sein. Mit etwas Farbe, Kleber, Schere, Papier oder anderen Materialien lassen sich zur ultimativen Bastelsaison in der Vorweihnachtszeit auch einfache kleine Kunstwerke zaubern, die einem selbst und anderen Freude bereiten. Wie geht das - auch wenn ich zwei linke Hände habe? Eine Bastelanleitung.
Kreatives Gestalten fordert uns heraus, richtet unseren Blick auf Dinge, die wir aus eigener Kraft meistern und stärkt den Glauben in unsere Fähigkeiten. Kurzum: Es dient der Selbstwirksamkeit. Künstlerische Tätigkeiten wirken sich außerdem positiv auf die Gesundheit beziehungsweise auf Heilungsprozesse aus: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Ende 2019 eine Studie zum Einfluss kreativer Beschäftigung auf Körper und Psyche veröffentlicht. Danach kann künstlerische Tätigkeit zur Verringerung der Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung beitragen. Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass Basteln bei kranken Kindern, aber auch deren Eltern Ängste, Schmerzen und Blutdruck verringern kann.
Sylvia Spehr, Geschäftsführerin von «Kunst & Gut», dem niedersächsischen Landesverband der Kunstschulen, sieht im kreativen Gestalten insbesondere bei Kindern entscheidende Vorteile für die Entwicklung: «Gestalterisches Tun schult die Auge-Hand-Koordination, Geduld, Feinmotorik sowie die Reflexions- und Abstraktionsfähigkeit.» Kreative Hobbys förderten zudem unkonventionelle Denk- und Handlungsweisen und trage nicht zuletzt zum Erlernen traditioneller künstlerischer Techniken bei.
Zumindest in den Kreativkursen der Kunstschulen in Niedersachsen geht es nicht um Perfektion: «Uns ist wichtig, dass unsere Teilnehmenden erkennen, dass man auf ganz unterschiedlichen Wegen zum Ziel gelangen kann und dass alle Wege und Ergebnisse ihre Berechtigung haben», sagt Verbandschefin Sylvia Spehr. Einfach machen - das rät auch Mareike Hermann, Sprecherin der DIY-Academy in Köln. Mit dem Heimwerken und Basteln sei es wie mit dem Backen: «Man lernt über Missgeschicke.» Menschen mit wenig Erfahrung im Selbermachen rät sie, mit kleinen, einfach umzusetzenden Do-It-Yourself-Projekten anzufangen und sich dann langsam zu steigern. Anleitungen aus dem Netz seien mit Vorsicht zu genießen: «Es gibt gute und schlechte Videos. Im Zweifel sucht man sich jemanden, der eine bestimmte Technik beherrscht und lässt sich von ihm persönlich zeigen, wie es geht», empfiehlt Hermann.
Schon seit einigen Jahren dominieren im Do-It-Yourself-Bereich Upcycling, Nachhaltigkeit und natürliche Materialien. Holz, Keramik, Filz und Papier sind beliebt. Das kommt einem in dieser Adventszeit besonders beliebten Dekotrend entgegen: Dem Bauen von Wichtelhäusern und -türen. Diese Art von weihnachtlicher Miniaturwelt wird derzeit besonders in den sozialen Medien gehypt. Dabei wird in einer Zimmerecke eine Art Puppenwohnung kreiert - mit Innenansicht oder winterlichem Garten vor einem Türchen.
Das eignet sich indes nicht so gut zum Verschenken. Dafür eignen sich Mareike Hermann von der DIY-Academy zufolge eher Papiersterne. Der Klassiker habe wieder Hochkonjunktur. Auch selbstgemachter Weihnachtsschmuck für den Baum sei sehr beliebt.
«In Selbstgebasteltem steckt viel Liebe und Herz», sagt Sylvia Spehr von «Kunst & Gut». Das verdient also auf jeden Fall Anerkennung - auch wenn es vielleicht nicht den Geschmack des Beschenkten trifft. Schenken Kinder eine Eigenkreation, fällt es leicht, sich darüber zu freuen, mag sie auch windschief oder kreischend bunt sein. Erwachsene, die Selbstgebasteltes verschenken, sollten bedenken, dass sie diesen Niedlichkeitsbonus nicht haben. Im besten Fall schenken sie mit ihrer Gabe aber Inspiration zum Basteln, Malen oder Heimwerken.