Osnabrück (epd). Der Medienforscher Stephan Russ-Mohl hat angesichts des Vormarsches von Künstlicher Intelligenz vor einer Welt gewarnt, «in der kein Mensch mehr irgendetwas glaubt». «Die Täuschungsmöglichkeiten sind schon jetzt unendlich und schwindelerregend», sagte der Wissenschaftler und Publizist der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). Eine Welt, in der jede Information angezweifelt werde, «kann keine schöne Welt sein».
Es werde deswegen von fundamentaler Bedeutung sein, ein Bewusstsein für die Gefahr der Manipulation zu schaffen, aber zugleich das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Informationen zu bewahren, sagte der emeritierte Professor für Journalistik und
Medienmanagement: «Journalisten und Medien kommt hier eine wichtige Aufklärungs-Aufgabe über den Medienbetrieb zu.»
Schon jetzt ließen sich in Social Media Kunstfiguren erzeugen, bei denen der Nutzer nicht wissen könne, ob er «mit einem KI-Kumpel oder mit einem echten Menschen» kommuniziere. «Und natürlich kennen Facebook, TikTok und Co. unsere Verführbarkeit und nutzen sie scham- und gnadenlos aus.» Doch Russ-Mohl fügte auch an: «Längst nicht alles ist gruselig oder negativ, vieles macht das Arbeiten und das Leben einfacher.»
Stephan Russ-Mohl ist unter anderem Gründer des European Journalism Observatory (EJO) - eines Netzwerkes von Forschungsstätten und Journalistik-Instituten aus 15 Ländern. Diese haben sich nach seinen Angaben das Ziel gesetzt, Erkenntnisse der Journalismus- und Medienforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.