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In der Nachkriegszeit vagabundierten tausende deutsche Kriegswaisen als sogenannte «Wolfskinder» durch Litauen. Göttinger Menschenrechtler tragen dazu bei, dass diese Mädchen und Jungen nicht vergessen werden.

Göttingen (epd). Mehr als 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an das Schicksal der sogenannten «Wolfskinder». Die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation setze sich dafür ein, dass die Schicksale der Betroffenen «nicht im Dunkeln bleiben», heißt es in einem im Internet veröffentlichten Text.

Als «Wolfskinder» werden Kinder bezeichnet, die zumeist elternlos durch Wälder streifen, um zu überleben. Der Name nimmt Anlehnung an das sagenhafte Rom-Gründer-Brüderpaar Romulus und Remus, die von einer Wölfin gesäugt worden sein sollen. In der jüngeren Geschichte sind Mädchen und Jungen gemeint, die nach der Weltkriegsschlacht um Königsberg im Frühjahr 1945 teils monatelang wie hungrige Wölfe durch das Baltikum streunten.

5.000 Kinder lebten in den Wäldern Litauens
Rund 5.000 Kinder hatten der GfbV zufolge nach der Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee ihre Eltern durch Erschießung oder Hungertod verloren und waren nach Litauen geflohen. Sie hätten in Wäldern gelebt, seien bettelnd von Hof zu Hof gezogen, seien als Arbeitskräfte ausgebeutet, geschlagen oder vergewaltigt worden.

Die GfbV hat es in der Vergangenheit ehemaligen «Wolfskindern» ermöglicht, auf großen Veranstaltungen wie etwa der Leipziger Buchmesse ihre Geschichten zu erzählen. Die Menschenrechtler erarbeiteten wissenschaftliche Stellungnahmen, veröffentlichten einen umfassenden Bericht über «Wolfskinder» und trugen mit Mahnwachen, Pressearbeit und politischen Appellen dazu bei, dass das Leiden der Betroffenen anerkannt wurde. Seit 2017 können noch lebende «Wolfskinder» eine Entschädigung für geleistete Zwangsarbeit beantragen.

Internet:www.gfbv.de