Hannover/Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Migrationsforscher Marcel Berlinghoff rechnet nicht mit einer kurzfristigen Abnahme der weltweiten Flüchtlingszahlen. «Wenn die Strategie, Flüchtlinge durch Kooperationen mit den Nachbarstaaten von Europa fernzuhalten, scheitert, werden auch wieder mehr Menschen hierherkommen», sagte der Wissenschaftler der hannoverschen «Neuen Presse» (Sonnabend). Es bleibe abzuwarten, inwieweit sich die nördlichen EU-Staaten und insbesondere in Deutschland in nächster Zeit davon abschotten könnten.
Berlinghoff forderte, freie Zugangswege wie beispielsweise Visa zur Asylantragstellung zu schaffen, damit die Flüchtlinge nicht auf lebensgefährliche Routen und kriminelle Schlepperbanden angewiesen seien. In Deutschland müssten die Behörden zudem möglichst schnell über die Asylanträge entscheiden und Integrationsangebote sollten weiter ausgebaut werden. Das gesellschaftliche Engagement und die gelebte Integration in Schulen und dem Beruf dürften außerdem nicht durch Ausweisungen und Abschiebungen unterlaufen werden.
Insgesamt sind nach UN-Angaben seit Anfang des Jahres 103.145 Flüchtlinge über den Mittelmeerweg nach Europa gekommen. Knapp 85 Prozent von ihnen kommen in Italien an. Seit Januar sind 2.357 Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers ums Leben gekommen.